StartMusikRotze, Kotze, Magensäure - Daughters im Hafenklang

Rotze, Kotze, Magensäure – Daughters im Hafenklang

Ich kann es nur immer wieder wiederholen: Mit „You Won’t Get What You Want“ haben Daughters letztes Jahr mein Album 2018 abgeliefert. Dementsprechend heiß war ich auch auf den Gig hier in Hamburg!

Daughters live im Hamburger Hafenklang (alle Fotos: Stefan Franke/Instagram: @tidephoto_concerts)

Ich musste schon recht lange nachdenken, um wieder auf den Namen des Supports Arto zu kommen. Kein gutes Zeichen. Dementsprechend überspringe ich diesen Teil des Abends jetzt auch ganz dreist und komme zum Hauptteil: Daughters.

Als die Band, rund um Sänger Alexis Marshall, die Bühne betritt geht ein raunen durch die Menge. Ich bin scheinbar nicht der Einzige, der sich diesen Moment so lange entgegen gesehnt hat. Das Konzert ist ja aber auch nicht umsonst ausverkauft.

Der Abend soll mit “The Reason They Hate Me” beginnen. Während die industriellen Töne aus den Boxen krächzen macht Marshall klar, auf wen die Augen gerichtet sein sollen.

So ganz zusammenpassen will die edle Fassade im Anzug mit Weste nicht wirklich zu dem, was aus seinem Mund kommt. Der bringt nämlich nicht nur Lyrics wie “You gimme-gimme son of a bitch” hervor, sondern auch sehr viel Spucke. Immer wieder strömen verlorene Seelen wie Motten angezogen vom Licht zur Bühne. Nach zwei weiteren Songs von der aktuellen Platte geht’s auf die Reise durch die eigene Diskographie.

Immer wieder lässt Marshall das Mikrofon wie einen Galgen von seiner Hand baumeln. Passend dazu ist die Wunde auf seiner Stirn, die wohl gerade verschorft schien, wieder offen. Rotze mischt sich mit Blut mischt sich mit Schweiß. Es wird immer heißer im Hafenklang. Mit der Hitze steigt auch der kalkulierte Ekel auf der Bühne.

Mit jedem Akt des Konzertes entfernt sich Marshall weiter von seiner Fassade. Das Jacket fällt, die Weste, das Hemd. Ekstatisch schreit er sich die Seele aus dem Leib. Immer wieder schiebt er sich die Hand in den Mund und würgt.

Dann erklingen die ersten Töne vom “Ocean Song” und sollen auch die letzten bleiben. Verzerrt, kaputt, zerstört. So wie das Projekt Daughters eben auch. Am Rande des Zerfalls. Destruktiv und gleichzeitig unbändig stark. Ein passendes Konzert für ein geniales Album von einer einzigartigen Band.

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Tim
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Manchmal etwas zu viel von Rob Gordon, manchmal zu wenig. Hamburger durch und durch.

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