StartKritikenGänsehaut: Kings of Convenience live @ Grünspan am 1. Mai 2015

Gänsehaut: Kings of Convenience live @ Grünspan am 1. Mai 2015

Die Kings of Convenience haben vor 14 Jahren ihr erstes Album „Quiet Is The New Loud“ veröffentlicht. Ørjan Nilsson hat ein Buch über die Band und die Entstehungsgeschichte dieses Albums geschrieben. Anlässlich der Veröffentlichung des Buchs, sind Erlend Øye und Eirik Glambek Bøe gerade auf Tour. Auf jedem Konzert spielen sie das Album in voller Länge und geben ein Interview. Ich hatte das Glück, Karten für das Konzert gestern Abend in Hamburg zu bekommen.

Ein Foto zwischen zwei Liedern.

Los ging es pünktlich um 19.00 Uhr im bestuhlten Grünspan zunächst mit dem ersten von zwei Interview-Blöcken. Als gegen 19.15 Uhr die beiden zu ihren Gitarren greifen und die ersten Töne „Winning a Battle, Losing the War“ erklingen, spürt man förmlich die sich schlagartig verbreitende Gänsehaut unter den 300-400 Zuschauern. Der Sound ist sehr gut und „Quiet Is The New Loud“ wirkt sofort. Ich war froh, dass ich schon saß. Die große Wucht, die im Leisen ihrer Songs liegt, hätte mich ansonsten mit Sicherheit auf den Boden geworfen. Selten habe ich so einen schönen Moment auf einem Konzert wie gestern erlebt. Meine Gänsehaut zog sich bis zum Anfang von „Toxic Girl“, dem zweiten Song von „Quiet Is The New Loud“.

Ich erinnere mich zurück an das Konzert auf dem Melt! Festival vor fünf Jahren. Auch damals lag eine besondere Stimmung in der Luft, aber gestern Abend im absolut stillen Grünspan mit der gedämpften Beleuchtung, das war nicht zu toppen.

Nach Seite A war erstmal Pause und darauf folgte der zweite Interview-Block mit den gut gelaunten Norwegern. Die beiden sind sichtlich gut drauf und haben Humor. Erlend erzählt, dass sie neben ihrer Heimatstadt Bergen in Hamburg in den letzten 15 Jahren am häufigsten aufgetreten sind. Zum ersten Mal spielten sie im Logo als Vorgruppe einer anderen Gitarrenband vom selben Label. Damals war auch Carsten Meyer aka Erobique im Publikum. Die beiden sind mit ihm inzwischen befreundet und er hat sie am Abend zuvor zum Essen in Hamburg ausgeführt. Eigentlich wollte Erobique, der in der Nacht zum 1. Mai beim „Trümmer Euphorie Festival“ aufgetreten ist, auch am Abend dabei sein, aber er hatte sich erst in der Pause des Konzerts erkundigt, wann es denn los ginge. Erlend fixiert während des Interviews die ganze Zeit das Publikum mit seiner großen Brille, die ihn aussehen lässt, wie die Nerds halt heute aussehen, nur mit dem Unterschied, dass er zu denen gehörte, die diesen Trend mit gesetzt haben. Von Eirik erfahren wir, dass Erlend übrigens alles andere als schüchtern ist. Ebenso erfahren wir, dass „Quiet Is The New Loud“ Produzent Ken Nelson erfolgreich das Label überzeugen konnte, das Album so minimal zu belassen wie es war. Nelson hatte zuvor nur ein Album produziert, aber „Parachutes“ von Coldplay war ein Erfolg und man nahm ihn Ernst. Sogar Streicher-Sequenzen waren schon eingespielt, stießen aber beim Duo auf heftige Gegenwehr. Erlend meinte, dass es vielleicht Nelsons größter Verdienst war alles so zu belassen wie es war. Die letzten Fragen gehörten dem Publikum und natürlich wollte es wissen, ob es ein neues Album von den beiden geben wird. Die Antwort lässt hoffen, denn die beiden sind auf Tour, um wieder Kings of Convenience zu sein. Davon abgesehen haben sie nie aufgehört, Songs zu schreiben.

Im Anschluss spielen sie die B-Seite des Albums und noch zwei Zugaben („Mrs. Cold“ und einen Song der es nicht auf die internationale Veröffentlichung von „Quiet Is The New Loud“ geschafft hatte) mit derselben Magie wie schon die erste Seite. Ein ganz wunderbares Konzert.

Kings of Convenience spielen morgen in Berlin und übermorgen in Köln. Natürlich sind die Konzerte ausverkauft. Wer eine Karte bekommen hat, darf sich auf ein einmaliges Konzerterlebnis freuen.

Wer nach Videos oder Live-Aufnahmen der Band sucht, wird in unserem Archiv bestes bedient. Hier sind sie direkt mit ihrem Auftritt im Rockpalast .

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Marc
Marchttps://www.testspiel.de
Marc hat Testspiel.de ins Leben gerufen und teilt hier seit 2005 seine Leidenschaft für Musik und das Internet.

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