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„Daraus sind Träume gemacht!“ – Brutus im Interview

Für Brutus ist 2019 ein wichtiges Jahr. Zum einen veröffentlichen sie am 29. März “Nest”, den Nachfolger ihres umjubelten Debüt-Album “Burst”. Zum anderen geht’s für das belgische Trio auf Europa-Tour mit vielen Headliner-Gigs. Also was geht in der Band vor, die gerade an einem entscheidenden Punkt ihrer Karriere steht?

Foto: Geert Braekers

Gegen 13:30 Uhr mittags beantwortet mir Stijn, der Gitarrist der Band, sehr aufgeschlossen ein paar Fragen am Telefon.

Vielen Dank für deine Zeit! Um direkt ins Interview zu starten: Der Name Brutus steht, wenn man an Marcus Iunius Brutus und seinem Mord an Julius Cäsar denkt, nicht unbedingt für Gutes – wie seid ihr auf den Namen für die Band gekommen?

Um ehrlich zu sein: Als wir angefangen haben Musik zu machen, hatten wir keine großen Pläne für die Band, also hat sich auch niemand Gedanken über einen Namen gemacht. Als dann allerdings unsere erste Show anstand, brauchten wir auf einmal einen. Falls ich mich nicht irre kam der Impuls von Stefanie. Ich bekomme die Geschichte nicht mehr ganz zusammen, auf jeden Fall kannte sie jemanden, der Brutus hieß. Schlussendlich dachten wir bei ihrem Vorschlag, dass wir vermutlich eh nur zwei Shows vor 20 Leuten spielen würden – also warum großartig Gedanken über einen Namen machen? Irgendwie sind wir dann drauf hängen geblieben – und jetzt sind wir Brutus!

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Ihr kommt aus Belgien, ein Land, das nicht wirklich für seine Musiklandschaft bekannt ist. Und das trotz Interpreten wie Stromae und Netsky oder Aborted und Nasty – woran liegt es deiner Meinung nach, dass Belgien nicht als Musiker-Geburtsstätte gesehen wird?

Naja, Belgien selbst ist kein großes Land. Und diese kleine Fläche unterteilt sich dann auch noch in den Part der Flämisch spricht, den der Deutsch spricht und den, in dem Französisch gesprochen wird. In den letzten Jahren haben sich aber zum Glück immer mehr und mehr gute belgische Bands gegründet. Es nimmt schon Ausmaße an, bei denen ich mich frage, wo die ganzen Bands überhaupt herkommen. Und das ist eine sehr gute Sache!

Wie würdest Du denn die belgische Musik-Szene beschreiben?

Ich habe vor allem in Punk-Bands gespielt. In den verschiedenen Städten gab’s immer kleine eigene Szenen und Gruppen, was echt cool ist. Leider sterben seit einigen Jahren aber gerade die kleineren Clubs aus. Zum Glück scheint das keinen Einfluss auf den Wachstum der belgischen Musik-Szene zu haben.

Ich muss gestehen, dass ich auf “Burst” schon dachte, dass ihr euren Sound schon ziemlich klar definiert habt. Gerade “All Along” war ein Aushängeschild mit der stechenden Gitarren, rollendem Bass und unkonventionellem Schlagzeugspiel. Auf “Nest” erkenne ich viel von dem “All Along”-Sound wieder – wie würdest du eure Entwicklung beschreiben?

Als wir “Burst” aufnahmen, haben wir uns ehrlich gesagt nicht so viel Gedanken über die Musik gemacht. Uns war nur wichtig, dass wir mochten, was wir da gerade spielen. Für “Nest” haben wir uns definitiv mehr Zeit genommen. “Burst” stand mehr unter dem Motto: “Wir spielen das eine Riff sehr schnell und sehr laut.”. Es musste halt ballern! (lacht) Diesmal war der Ansatz den Songs mehr Tiefe zu geben. Wir wollten die Musik dynamischer gestalten. Gar nicht mal aus einer technischen Sicht, sondern viel mehr während des Prozesses selbst. Wir waren jetzt zwei Jahre fast ununterbrochen auf Tour und haben nicht wirklich viel von zu Hause gesehen. So etwas beeinflusst einen und davon findet man auch viel auf dem Album wieder. Wir lieben es Musik zu schreiben und wenn man etwas liebt, investiert man automatisch auch mehr.

Dazu kommt noch, dass Stefanie vorher nie in einer Band gesungen hat. Bei den Aufnahmen der ersten Platte war das daher noch ziemlich neu für sie. Durch das ganze Touren hat sie natürlich viel mehr Praxis und ihren eigenen Weg gefunden, wie sie das Schlagzeug-Spielen und Singen natürlich verbinden kann.

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Ich habe das Gefühl, wenn jemand eure Musik beschreiben will, werden immer zig Genres ins Rennen geschmissen. Was hältst Du von Genres generell?

Ich weiß gar nicht so richtig, wo dieser Zwang des Einordnens herkommt. Ich denke bei uns liegt das aber auch daran, dass wir zu beginn in vielen Interviews nach unseren Musikgeschmäckern gefragt wurden – und die sind einfach sehr unterschiedlich. Für mich ist dieses abgestempelt werden oftmals frustrierend. Auf den “normalen” Festivals ist unsere Musik zu hart, auf den Metal-Festivals sind wir zu soft. Wenn Leute mich fragen, in was für einer Band ich spiele, weiß ich manchmal nicht was ich sagen soll. Stefanie ist irgendwann dazu übergegangen zu sagen, dass sie in einer Rock-Band spielt. Wenn dich etwas berührt, dann berührt es dich – da gibt es keine Frage nach Genres und von daher finde ich das ganze Konzept auch unsinnig.

Haben euch diese Kategorisierungen oder die Erwartungen der Leute beim Schreiben von “Nest” beeinflusst?

Nein, nicht wirklich. Okay, das wird jetzt ziemlich arrogant klingen (lacht): Wenn man Kunst produziert – und ich maße mir nicht an, unsere Musik allgemeingültig Kunst zu nennen, aber für mich ist sie halt meine Kunst – und dabei darauf achtet, was andere von einem sehen oder hören wollen, dann wird es nie ehrlich sein. Wir haben die Songs immer dann geschrieben, wenn wir ein wenig Zeit dafür aufbringen konnten. Wir sind keine Vollzeit-Musiker. Wir haben Jobs, Familie und Freunde – da ist es neben dem Touren nicht leicht übermäßig Zeit aufzubringen. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb wir überhaupt nicht darüber nachgedacht haben, was man von uns und der Musik erwarten könnte. Wir haben einfach unser Ding durchgezogen.

Wenn wir schon von Kunst sprechen – wenn ich mir die Cover-Art von “Burst” und “Nest” angucke, dann kommt “Nest” sehr viel minimalistischer daher. Was ist die Geschichte hinter dem Cover?

(lacht) Beim ersten Cover haben wir viel zu sehr versucht eine Bedeutung ins Cover zu pressen, sodass es am Ende ein Foto geworden ist, dass ich bei meiner Großmutter im Garten geschossen habe. Jeder von uns Drei hat eine klare Vorstellung, wie zum Beispiel ein Cover aussehen soll – und wenn Drei das gleiche Mitspracherecht haben, kann das ein ganz schöner Abfuck sein. Bei “Nest” haben wir das Cover dann einfach abgegeben, so mussten wir untereinander keine Kompromisse eingehen. Wir waren uns einig, dass es etwas organisches Sein sollte und das repräsentiert das Cover für uns alle.

Du hast schon erwähnt, dass ihr viel auf Tour seid. Zuletzt wart ihr unter anderem Support für Thrice, Russian Circles und Chelsea Wolfe – wie hast du es wahrgenommen, mit solchen namhaften Interpreten auf Tour zu sein?

Es war in vielerlei Hinsicht besonders für uns. Zum einen hat es uns gezeigt, wieviel wir als Band noch lernen können (lacht). Gerade diese Interpreten sind quasi Anti-Rockstars: Super professionell und dabei bodenständig geblieben. Natürlich inspiriert es einen ungemein zu sehen, wie kompromisslos sie ihr Ding durchziehen. Wie sehr sie dafür brennen, was sie tun. Auf der anderen Seite ist es auch sehr interessant gewesen zu sehen, wie man konstant gut auf der Bühne performt. Davon abgesehen ist es einfach unglaublich mit seinen Idolen auf Tour zu sein. (lacht) Ich meine es gab Momente in denen ich dachte: Ich komme aus einem kleinen Dorf mit 20 Straßen, kann kaum meine Gitarre richtig stimmen und jetzt stehe ich hier neben der Bühne, gucke mir die Show einer der Legenden an, die ich seit meiner Jugend höre, bin mit ihnen auf Tour – und das ist auch noch normal! Daraus sind Träume gemacht!

Ich hab mir euren Instagram-Account angeguckt und dieses Foto gefunden – erzähl mir die Geschichte dahinter?

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Das war unser Gig in der Arena in Wien. Eine unglaublich schöne Location. Die haben dort einige Häuser, die quasi ein eigenes Dorf bilden, in dem die Bands vor und nach dem Gig unterkommen. Als wir dort während der Chelsea Wolfe Tour untergekommen sind, war es so unglaublich heiß und es gab keine Klimaanlage. Nach der Show waren wir alle gut angeheitert und naja, da haben wir versucht uns irgendwie selbst etwas zu basteln. Ich erinnere mich noch, dass wir irgendwie versucht haben den Ventilator an die Decke zu kleben, damit der dann die Luft von draußen ansaugt. Das Ergebnis sieht man grob auf dem Foto.

Ob Brutus auf ihrer Tour in Deutschland auch Ventilatoren an Decken kleben müssen, wird sich ab April zeigen.

Halt machen sie dabei in den folgenden Städten:

28.04.2019 – Münster – Sputnik Cafe
13.05.2019 – Köln – MTC
14.05.2019 – Hamburg – Hafenklang
16.05.2019 – Berlin – Maze
18.05.2019 – Dresden – Scheune
20.05.2019 – Munich – Storm
22.05.2019 – Frankfurt – Nachtleben

Tim
Tim
Manchmal etwas zu viel von Rob Gordon, manchmal zu wenig. Hamburger durch und durch.

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