StartMusikWang Wen im Hafenklang - Neuneinhalb Minuten Gänsehaut in einem Song.

Wang Wen im Hafenklang – Neuneinhalb Minuten Gänsehaut in einem Song.

Wang Wen live im Hamburger Hafenklang (alle Fotos: Stefan Franke/Instagram: @tidephoto_concerts)

Vor dem Hafenklang ist es um 21 Uhr ausgestorben. Keine Menschenseele steht, wie bei einem bevorstehenden Konzert gewohnt, vor der Tür.

Aber weit gefehlt – beim Eintreten in die Location wird klar: Das Sextett Wang Wen aus China scheint hier in Hamburg eine solide Hörerschaft zu haben.

Bevor diese jedoch auf der kleinen Hafenklang-Bühne Platz finden sollen, wird der wuchtige Support-Act Lvmen von den Zuschauern dankbar empfangen. Der Band reicht die Bühne definitiv nicht und so finden sich gleich zwei, der sieben Tschechen, vor der Bühne wieder. Zu den tiefgrollenden Gitarren passend, wird die Wand neben der Bühne mit zum Teil verstörenden, zum Teil psychedelischen Filmszenen bestrahlt. Die neunjährige Pause zwischen dem 2008er und letztjährigen Album merkt man der schon beinahe mystisch wirkenden Band während ihrer 45 minütigen Show auf jeden Fall nicht an.

Dann betreten zurückhaltend, schon beinahe schüchtern, Wang Wen die Bühne. Mehr oder weniger frisch von den Aufnahmen ihres kommenden Albums auf Island, scheint die Band etwas Besonderes zum umgeben. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der frenetischen Jubel der anderen Konzertbesucher ansteckend ist.

Als sowohl einer der Gitarristen, als auch der Bassist zu Geigenbögen greifen, kommt mir zunächst Sigur Rós in den Sinn. Mit den folgenden Klängen und Liedern werde ich aber eines Besseren belehrt. Auch wenn Wang Wen sich, des Genres halber, den Vergleich mit Bands wie Mogwai, Explosions in the Sky oder And so I watch you from afar antun müssen, spielen sie in einer anderen Liga! Damit soll keinesfalls impliziert werden, dass genannte Bands ihr Handwerk nicht verstehen.

Aber um es subjektiver auszudrücken: Wenn ich Explosions in the Sky höre, werden durch die sphärischen Klänge Gefühle in mir erzeugt. Wenn ich Wang Wen höre, reise ich an Orte, die ich nicht klarer vor Augen haben könnte. Ob diese Reaktion normal ist kann man anfechten, allerdings scheint es dem Publikum ähnlich zu gehen. Nach dem erwähnten Applaus zu beginn wird es vor der Bühne still. Ganz im Gegenteil zu auf der Bühne.

Das, der Tour, namensgebende Album „Sweet Home, Go!“ wird fast zur Gänze zum Besten gegeben, ebenso wie das herausragende Lied „Lonely God“. Gitarren werden gezupft, gestrichen oder mit einem Schraubendreher gespielt. Mal steht die Tuba oder Trompete im Mittelpunkt, mal das Schlagzeug. Jeder Musiker hat seine Momente im Rampenlicht, allerdings grundsätzlich ohne dabei negativ aufzufallen. Wie die Zahnräder eines Schweizer Uhrwerks greift jede Note, jeder Ton perfekt ineinander und so herrscht am Ende des Konzert eine dankbare, beinahe selige Stimmung.

Versprechen wollten Wang Wen es zwar am Ende des Konzerts noch nicht, allerdings wurde eine weitere Tour, später dieses Jahr, zum kommenden Album in Aussicht gestellt. Wer also bisher nicht die Möglichkeit hatte, Wang Wen live zu genießen, dem sei ein zukünftiger Besuch wärmstens ans Herz gelegt!

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Tim
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Manchmal etwas zu viel von Rob Gordon, manchmal zu wenig. Hamburger durch und durch.

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