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Kritik: Das Grauen, das Grauen – grim104 hält, was er verspricht.

Als ich mitbekam, dass ein neues grim104-Release ansteht fühlte ich ehrliche Vorfreude. Seine self-titled EP war mir in vielerlei Hinsicht positiv in Erinnerung geblieben. Irgendwo hatte er es geschafft in knapp 30 Minuten ein Lebensgefühl einzufangen, wie es vorher noch niemandem so gelungen war. Keine Platte für die breite Masse, aber für seine Sparte wie die Faust aufs Auge.

Und auch im Kontext Zugezogen Maskulin war Grim für mich immer der inhaltlichen Träger. Plattenbau OST mal ausgenommen. Trotzdem wirkte das Duo immer ausgewogen. Nie zu prätentiös, nie zu zeitgeistlich gebunden. Irgendwo gab es immer immer das Etwas.

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Nun, passend zu Halloween will man meinen, wurde „Das Grauen, das Grauen“ veröffentlicht. Und in vielerlei Hinsicht steht die Platte für Horror.

Nur vermutlich nicht für die Form von Horror, die sich Grim selbst vorgestellt hat.

Um es einmal herunter zu brechen: Die Beats sind größtenteils das, was noch positiv hervorsticht. Nicht zuletzt dank Kenji451, Silkersoft und Blvth. Jedenfalls solange sie nicht „heavily inspired“ daherkommen. Beispiel gefällig? Graf Grim und Denzel Curry’s Ultimate sollte man vermutlich nicht direkt hintereinander hören. Abseits davon gibt es textlich viel Tristesse – abermals nicht die, die Grim vermutlich skizzieren will.

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Lines wie: „Ich versinke in Sitzen aus Samt, auf … deinem Sitz übergibt sich ein Mann“ erzeugen mehr Unwohlsein in der Magengegend, als die klassischen Fingernägel auf der Tafel. Nach etwa der Hälfte des Albums wird die innere Stimme immer lauter, die Haare raufend kreischen will: „Wenn du schon auf 10 Tracks jammern musst, wie schlecht es dir geht, bring wenigstens ein wenig Abwechslung rein!“

Meiner Meinung nach ist und bleibt das Thema des Albums aber sein größtes Problem. Irgendwo wird versucht die Figur Graf Grim zu etablieren, gleichzeitig fehlt aber jegliche Entwicklung. Klar: Die Songs – um dem Kind mal einen verallgemeinernden Namen zu geben – sind alle thematisch verwandt, in ihrer Summe fällt aber auf, dass jeglicher Zusammenhang fehlt, der über den plakativen Holzhammer hinausgeht. Oder Holzpflock. Passt dann ja schließlich auch besser zum Thema. Guckt man sich die Lieder wiederum einzeln an, fällt entweder das Fehlen von offensichtlicher oder metaphorischer Substanz auf. Alles lässt die gewohnte Grim’sche Raffinesse vermissen. Leider.

Am Ende bleibt die Frage: Wozu die Fassade krampfhaft auf 10 Lieder strecken, wenn eine Single auch gereicht hätte?

Tim
Tim
Manchmal etwas zu viel von Rob Gordon, manchmal zu wenig. Hamburger durch und durch.

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