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Dour Festival 2016: „I not speak Netherlands“

Wenn mich jemand danach fragen würde, mit welchen drei Wörtern ich das diesjährige Dour Festival in Südbelgien beschreiben würde, sähe meine Antwort wie folgt aus: Sprachbarrieren, Schlafmangel, Himbeerbier. Da es jedoch so ist, dass mich bisher noch niemand aus meinem Umfeld nach den drei Wörtern gefragt hat, mit denen ich das diesjährige Dour Festival beschreiben würde, nutze ich sie einfach als Einstieg für meinen Rückblick auf das eben benannte Festival.

Foto: Anne Pellenz

Sprachbarrieren, Schlafmangel, Himbeerbier – Das diesjährige Dour Festival ist seit ein paar Wochen Geschichte und ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich fünf, mit Musik gespickte, Tage in einem Beitrag zusammenfassen soll. Mit neun verschiedenen Bühnen, 238.000 Besuchern und einem unfassbar vielseitigen Line-Up könnten die Geschichten und Anekdoten des Festivals ganze Bücher füllen, jedoch werde ich mich auf einen „Fake-Tweet“ pro Festivaltag reduzieren:

Mittwoch– Wenn es um Spielzeug, Achterbahnen oder Feuer geht, dann fühle ich mich wie ein kleines Kind. So stand ich auch mit großen Augen vor der Hauptbühne und staunte nicht schlecht über die Licht- und Feuershow der Dubstep-Größe Netsky. Mit jeder lodernden Salve johlte ich, als wäre es die erste Rakete am Neujahrshimmel gewesen. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass ich kein Fan von Dubstep bin und so bald auch nicht mehr werde.

Donnerstag – Mein Französisch ist schlecht, jedoch ist das Englisch der einheimischen Bevölkerung noch etwas schlechter. Meine Lieblingsantwort auf die Frage, wo denn der Haupteingang zu finden sei, lautete: „I not speak Netherlands!“ Ein klassischer Dour-Moment. Diese Sprachbarriere führte auch dazu, dass ich mich die kompletten fünf Tage ausschließlich von Baguette und Himbeerbier ernährte. Variationen meiner Ernährung hätten meine Sprachkenntnisse nämlich nicht zugelassen. Himbeerbier entpuppte sich jedoch als wahrer Lebensretter. Das rosafarbene Gebräu schmeckt jedoch, anders als herkömmliche Bier-Mischgetränke, nicht nur nach Süßstoff, sondern auch nach anständigem Bier. Glücklicherweise haben die Jungs von Dan San, mit welchen ich ein Interview geführt habe, mir auch noch ein wenig Französisch-Nachhilfe gegeben. Welchen essentiellen Satz sie mir beigebracht haben, lest ihr demnächst hier.

Freitag – Crowdsurfing, tanzende Vaginas und eine Champagnerdusche machten die Show von Peaches zu einem absoluten Highlight des Festivals. Das die feministischen Ansagen und Texte nicht komplett rüberkamen schiebe ich jetzt einfach mal auf die Englischkenntnisse des Publikums. Auch mein Konzertnachbar schien das Konzert zu genießen, wobei sein Fokus hauptsächlich auf den Hinterteilen aller Frauen in der unmittelbaren Umgebung lag, welche er pausenlos versuchte anzufassen. Welch herrliches Beispiel von Alltagsironie.

Samstag – Bei welchem Konzert ich zuletzt geweint habe? Sigur Ros! Das, meine Damen und Herren, war ganz großes Tennis. Die drei Isländer sind einfach nicht von diesem Planeten. Für mich gehörte ihr Set auf dem Dour Festival zu den besten Konzerten meines Lebens. Auch die restlichen Festivalbesucher vor der Hauptbühne würdigten dieses einmalige Konzert mit lauten „Huh“-Rufen, ganz im Sinne der isländischen Nationalmannschaft. Diese Geste war beispielhaft über die freundschaftliche Atmosphäre auf dem Gelände, denn hier tanzten und tranken Musikliebhaber aller Genres und Stile miteinander. Hut ab und tyssen Takk!

Sonntag – Huch, wer hat bitte an der Uhr gedreht? Im Vorwege hielt ich es für unmöglich, dass der menschliche Körper fünf volle Festivaltage überhaupt überleben kann, doch das Dour Festival belehrte mich eines Besseren. Noch nie habe ich ein so freundliches Publikum mit so verschiedenen Interessen und Musikgeschmäckern auf einem Haufen erlebt. Die Booker des Dour Festival haben ein gutes Händchen bewiesen und eine abwechslungsreiche Mischung aus etablierten Größen, Newcomern und lokalen Bands auf das Festival geholt, woran viele große Festivals sonst scheitern. Ich bedanke mich bei den Organisatoren des Festivals für ein wundervolles, langes Wochenende und fahre nun damit fort, den Glitzer aus meinen Haaren zu waschen, für welchen ich mich bei dem anonymen Spender gerne mit einem Faustschlag in die Magengrube bedanken würde. Dour Mon Amour!

Foto: Anne Pellenz – Sigur Ros auf dem Dour Festival 2016
Hendrik
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Hendrik kommt aus Hamburg und macht beruflich irgendwas mit Medien. Und Facebook. Und natürlich auch Digitalkram.

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