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Album im Test: Battles – „Gloss Drop“

Ein wenig musste ich doch an meine Zeilen zum Release der ersten Single der Battles zu „Gloss Drop“ denken. Tanzbar nannte ich „Ice Cream“ – im Gegensatz zu den Tracks des ersten Longplayers „Mirrored“. Nach den ersten Durchlaufen von „Gloss Dop“ muss ich das für den Großteil der Songs zurück nehmen. In diesem Punkt sind Battles sich treu geblieben: Die Musik ist zu komplex, als dass ein wippender Fuß einen Gradmesser darstellen könnte.

Eben jenes Vertrackte und Verfremdende ließ 2007 die Kritiker Kopf stehen. Da erschien ein Quartett aus Mitgliedern mehr oder weniger bekannter harter Bands, veröffentlichte ausgerechnet auf Warp Records und kam mit einem Mix um die Ecke, der die berühmten Schubladen in einen Haufen dreckiger Wäsche verwandelte.
Diese Sperrigkeit ist geblieben und somit auch der typische Sound von Battles – und das, obwohl sich der vermeintliche „Frontmann“ Tyondai Braxton während der Postproduktion abseilte und die übrig gebliebenen drei Musiker all sein Wirken auf den Bändern löschten. Vielleicht mag auch dies der Grund für die neue Sterilität sein, die andernorts mit mangelndem Herz erklärt wird.

Um noch ein Bild zu bemühen: „Mirrored“ erschien mir immer wie ein Drehorgelspieler. Zwar ein mechanisches Instrument, aber mit einem Menschen als Taktgeber. Das damalige Artwork (auch innerhalb der Videos) unterstrich diesen Eindruck von Mensch-Maschinen-Symbiose noch.

Der Gesang Braxtons fehlt bei „Gloss Drop“, auch wenn sich schon 2007 die Geistern an ihm schieden. Die Band versucht dies vielleicht mit den Gastsängern auszubügeln: Gary Human, Kazu Marino, Matias Aguayo, und Yamantaka Eye. Die schlagen dabei jedoch nicht in dieselbe Kerbe wie der Verflossene, sondern machen die vier Songs zu den zugänglichsten Tracks des Albums.
Der Rest ist reinstes Battles Instrumentarium – Math Prog Rock, Elektronica, teilweise karibische anmutende Rhythmen, Zirkusmusik (die Drehorgel wieder“¦) und Walzer. Ohne Gesang, aber mit Spannungsbögen, die nach wie vor verwirren.

Es ist wie bei fast allen Bands und dem zweiten Album: „Mirrored“ konnte wachsen, der Sound war einfach gewöhnungsbedürftig. „Gloss Drop“ kann da eigentlich nur abfallen – dazu kam dann auch noch der kurzfristige Abgang von Braxton.

Dennoch ist es ein waschechtes Battles-Album.

„Gloss Drop“ erscheint am 6. Juni bei Warp Records.

Die Homepage von Battles

Battles – „Ice Cream ((Featuring Matias Aguayo)“

Ice Cream (Featuring Matias Aguayo) by BATTLES

„Atlas“ vom Album „Mirrored“

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