StartInterviewsReeperbahn Festival 2015: Die Bands vom Nordlichterabend im Interview

Reeperbahn Festival 2015: Die Bands vom Nordlichterabend im Interview

Am Samstag steigt in der Haspa-Filiale auf der Reeperbahn der Nordlichterabend (wir berichteten), bei dem drei junge Künstlerduos zeigen, was sie drauf haben. Bei dem von der Haspa Musik Stiftung ausgerichteten Gig wird es Singer-Songwriter-Mucke von Sarah & Julian, Elektro-Soul von Gatwick und eine Mischung aus Alternative, Elektro und Pop von Foxos geben. Wir haben alle drei Bands – allesamt Gewinner des Krach + Getöse-Wettbewerbs 2015, ein Gemeinschaftsprojekt von Rock City e.V. und der Haspa Musik Stiftung – mit Fragen gelöchert. Hier kommen die Antworten.

Foxos: „Es wird sich verrückt anfühlen, in der Haspa-Filiale emotional zu eskalieren“

Seit zwei Jahren sind Rick Jurthe und Jonas Fritsch als Foxos unterwegs. Kennengelernt haben sie sich an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover, wo sie beide das Studium Popular Music absolviert haben. Rick kannte Jonas schon vom Sehen und Hören aus anderen Bandprojekten und wusste irgendwie, dass das zu ihm, seinen Songs und Ideen passen könnte. Jetzt machen die beiden zusammen elektronischen Alternative-Pop und waren damit schon auf Festivals wie dem Wutzrock, Sound of the Forest und dem c/o Pop-Festival in Köln unterwegs.

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Rick, in eurer Eigenbeschreibung sagst du, dass du die männliche Adele bist. Das ist ziemlich selbstbewusst! Wie kamst du darauf?
Rick: Ah, das muss ich korrigieren! Die Formulierung ist etwas geglättet worden und war früher noch anders. Sie kommt nicht von mir, sondern von meiner Schwester, die unter anderem als freie Journalistin arbeitet und unseren Pressetext geschrieben hat. Anfangs ging es noch um die stimmliche Seele von Adele, an die sich sie und auch viele Freunde von mir durch meinen Gesang irgendwie erinnert gefühlt haben. Ich schaue sehr zu Adele auf und ich bin ein riesiger Fan. Sie ist eine fantastische Sängerin mit etwas ganz besonders Warmem und Hochemotionalem in ihrer Stimme. Einer meiner größten Träume ist noch immer, ein Mal mit ihr zusammen singen zu dürfen.

Und wie hast du gemerkt, dass deine Stimme besonders ist?
Rick: Ich saß wirklich Jahre lang fast nur alleine an meinem Klavier, habe meistens sogar heimlich nur dann gesungen, wenn niemand im Haus war und mich nicht getraut, das öffentlich vor Leuten zu machen. Mit dem Singen auf der Bühne vor Menschen habe ich erst sehr spät erste Erfahrungen gesammelt – da war ich schon 22. Nach meinem ersten Gig bei einer Open Stage in Hannover kamen Leute auf mich zu und haben viele liebe Worte gesagt, mit denen ich gar nicht richtig umzugehen wusste. Ich war sehr dankbar über das tolle Feedback aber gleichzeitig natürlich auch noch sehr unsicher. Mit jedem weiteren Gig, den ich gespielt habe und mit jeder neuen Person, die danach zu mir kam, ist auch das Selbstbewusstsein gewachsen und mitunter auch die Einsicht oder die Erkenntnis, dass ich vielleicht wirklich irgendwie etwas Besonderes in meiner Stimme habe. Es ist schwer für mich das so von außen zu beurteilen, einfach weil ich so singe, wie ich fühle singen zu wollen. Ich kann gar nicht anders.

Durch euren Gewinn beim Krach + Getöse-Wettbewerb, dem gemeinsamen Projekt von Rock City e.V. und der Haspa Musik Stiftung, seid ihr unter anderem auch an den Auftritt beim Reeperbahnfestival gekommen. Was erhofft ihr euch von diesem Auftritt?
Jonas: Wir werden uns im Rahmen des Festivals und auf der angegliederten Konferenz mit interessierten Agenten, Bookern und Co. treffen, die sich u.A. auch unsere Show in der Haspa-Filiale ansehen werden, und schauen, ob man eventuell Partner für zukünftige Zusammenarbeiten finden kann. So oder so freuen wir uns aber auch einfach sehr, Teil dieses tollen Festivals sein zu dürfen.

Wie findet ihr die Haspa Filiale als Gig-Location?
Rick: Also ich find“™s irgendwie ziemlich cool. Es ist auf jeden Fall mal was ganz Anderes. Da treffen einfach zwei Welten aufeinander, was absolut einen besonderen Reiz hat. Es wird sich verrückt anfühlen auf einer Bühne, die in einem Gebäude steht, in dem es tagtäglich um harte Fakten und Zahlen geht, emotional zu eskalieren.

Gatwick: „Hautpsache, es ist laut und die Anlage ist cool“

Lukas Ernst ist unter dem Namen Gatwick schon länger unterwegs mit seinen eigenen Songs aus Beats und Synthie-Klängen, nebenbei spielt er aber immer auch mal wieder Schlagzeug bei Ferris MC . Seit Anfang 2015 ist offiziell Edina Hittinger dabei und steuert mit ihrer souligen Stimme den Gänsehautfaktor bei. Anfang November kommt ihre erste EP „Boundless“ auf die Welt, was sie im Kleiner Donner in Hamburg feiern werden. Was die beiden live rocken, seht Ihr hier:

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Edina, dir hört man das Faible für Soul an. Wen hast du zum Vorbild?
Edina: Rein gesanglich ist Amy Winehouse eines meiner größten Vorbilder und Inspiration. Oder Joss Stone. Wenn es um elektronische Musik geht, finde ich James Blake auch total interessant. Oder auch Ben Howard, vom gesamten Stil. Aber gesanglich ist es wirklich Amy Winehouse oder auch Ella Fitzgerald.

Die ganz großen! Und bei dir, Lukas?
Lukas: Also, ich bin ja eigentlich Schlagzeuger, deshalb ziehe ich auch da meine Inspiration raus. Also, Jon Bonham von Led Zeppelin, zum Beispiel. Aber auch Beatproduzenten wie Dr. Dre zum Beispiel. Ich feiere auch sein neues Album komplett. Ich weiß nicht so genau, warum aber diese Oldschool-Hip-Hopper, oder Kendrick Lamar, die find ich super. Kann ich selbst nicht machen, mache ich gerade auch nicht – ich spiele noch nebenher bei Ferris MC Schlagzeug. Aber Olschool-Hiphop – den feier‘ ich komplett.

Ihr hattet bereits Auftritte beim c/o Pop-Festival in Köln, beim Skandalos-Festival in Nordfriesland und wart auch Support für Emika beim Kampnagel-Sommerfest. Wie war es, neben großen Bands zu spielen?
Edina: Wir sind beide auf jeden Fall noch aufgeregt. Aber es ist einfach total super. Man sammelt Erfahrungen und gerade dadurch, dass man dann mal so Sachen spielt wie den Support bei Emika auf Kampnagel, wo dann auch viele Leute da waren das war großartig. Für uns natürlich eine Riesenchance. Einfach, weil wir noch nicht so oft gespielt haben und deswegen bringt uns da jede Möglichkeit aufzutreten weiter.
Lukas: Ja. So etwas bringt einem einfach Routine, mit unserer Musik auf die Bühne zu gehen. Das war diesen Sommer zum ersten Mal so, dass wir das so intensiv gemacht haben. Vorher war das so: Wir können spielen, müssen aber nicht. Und jetzt ist es so, dass wir beide auch so ein bisschen Blut geleckt haben. Auch durch den Krach + Getöse-Wettbewerb, der hat uns auf jeden Fall einen Schubs gegeben.

A propos: Ihr wart einer der fünf Gewinner beim Krach + Getöse-Wettbewerb 2015, ein gemeinsames Projekt von Rock City e.V. und der Haspa Musik Stiftung. Ein Teil des Preises ist ja, die Förderung durch Coaches und das Netzwerk. Wie wichtig war diese Unterstützung und natürlich das Preisgeld für eure Laufbahn?
Lukas: Die Förderung ist tatsächlich auch noch ganz gut, weil wir da ja direkt beraten werden, was so PR-Sachen und Promo-Sachen angeht oder auch in Booking-Fragen. Das ist wirklich wichtig, um zu reflektieren: Was ist der nächste Schritt? Als Künstler ist es oft schwierig, sich zu ordnen. Ich kenn das selbst von mir, ich bin mega fahrig. Wenn ich mich nicht jeden Tag hinsetze und schaue: „Was muss ich heute machen? Und was muss ich die Woche machen?“ dann schaffe ich gar nix. Und das hat Andrea Rothaug von Rockcity.de mit uns zusammen ganz gut gemacht. So einen Überblick über das Projekt schaffen und was machen wir bis wann? Wir bringen am 5.11. unsere EP raus. Und am 6.11. spielen wir im kleinen Donner die Release-Show dazu. Das ist das nächste Nahziel.

Erst mal spielt ihr ja beim Reeperbahnfestival in der Haspa-Filiale. Welche Herausforderungen bringt das mit sich? Bereitet ihr euch darauf speziell vor?
Lukas: Wir machen das einfach genau so, wie immer. Ich glaube unser Ding kann man noch besser überall spielen, als zum Beispiel eine normale Band. Wir sind da flexibler, auf jeden Fall. Hauptsache, es ist laut. Dann ist es auch gut. Und Hauptsache, die Anlage ist cool.

Wen wollt ihr selbst auf dem Reeperbahnfestival unbedingt sehen?
Edina: Ich würde auf jeden Fall gerne Leslie Clio sehen. Ich mag ihre Stimme einfach total gerne. Ihr neues Album ist noch ganz frisch, das kenne ich noch nicht – darauf bin ich gespannt.
Lukas: Ich hatte nur gesehen, dass Romano spielt. Ich habe echt überlegt, ob ich mir das reinziehe! Da bin ich echt gespannt.

Sarah & Julian: „Bei uns fliegen ab und zu die Fetzen“

Sarah und Julian Muldoon machen als Sarah & Julian schönste Singer-Songwriter-Musik, die federleicht zu sein scheint. Als Kinder bekamen die beiden Unterricht an Klarinette und Trompete, das Klavier- und Gitarrespielen brachten sie sich im Teenageralter selbst bei und begannen eigene Musik zu schreiben – ganz nach dem Vorbild ihres Vaters, einem Singer-Songwriter und Multi-Instrumentalisten. Seit Anfang 2013 machen sie als Band Deutschlands Bühnen unsicher – und werden das demnächst zusammen mit Tocotronic tun.

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Ende August habt ihr euren ersten Plattenvertrag unterschrieben, Anfang Oktober kommt bereits eure erste Digital-EP bei PIAS heraus. Wie fühlt sich das an?
Sarah: Wir sind sehr glücklich! PIAS war von Anfang an unser Wunschlabel, von daher könnte es kaum besser sein und wir sind gespannt auf alles, was kommt. Es gibt aber noch keine Lohrbeeren, auf denen wir uns ausruhen könnten und es gibt jetzt viel zu tun. Zum EP – Release am 2. Oktober werden wir ein Video veröffentlichen, das wir im Moment drehen.

Ihr wart bereits mit Balthazar und I am Kloot auf Tour. Was war in euren Augen das Beste, was ihr daraus mitgenommen habt?
Julian: Das Touren und live spielen macht mir persönlich immer am meisten Spaß. Eigentlich könnte das Leben immer so sein. Ich denke das Wichtigste, das wir bei unseren Supportshows gelernt haben, ist sich auch vor vielen Menschen auf der Bühne wohl zu fühlen. Man wird erst mal ins kalte Wasser geschmissen, gewöhnt sich aber relativ schnell daran und entwickelt so mehr Selbstsicherheit auf der Bühne. Ab dem 08.10. sind wir mit Tocotronic auf Tour, das wird dann nochmal eine andere Hausnummer, aber wir freuen uns schon sehr darauf.

Ihr seid Bruder und Schwester. Was glaubt ihr? Ist es einfacher Musik zu machen, als Geschwisterpaar? Oder ist es eher schwerer?
Julian: Ich denke es ist ein Vorteil. Dass unsere Stimmen gut harmonieren ist wahrscheinlich kein Zufall, vor allem aber können wir sehr direkt miteinander umgehen ohne dass eine ernsthafte Gefahr besteht, dass wir uns mal so richtig verkrachen, immerhin streiten und versöhnen wir uns seit 21 Jahren regelmäßig. Und das hilft auf jeden Fall beim Arbeiten, auch wenn ab und zu mal die Fetzen fliegen.

Was hat euch der Gewinn beim Krach + Getöse-Wettbewerb gebracht?
Julian: Unglaublich viel! Dank der finanziellen Förderung konnten wir uns endlich ein neues E-Piano anschaffen, dazu gab es Auftritte auf dem Dockville, der C/O Pop und dem Reeperbahnfestival. Der Preis war für uns als Neu-Hamburger also ein kleines Sprungbrett, das wir sehr gut gebrauchen konnten.

Ihr habt bereits Festivals wie das Dockville bespielt, auf dem Reeperbahnfestival spielen parallel zu euch Trümmer und Rone aus Frankreich, die dort sehr bekannt sind. Wie fühlt es sich an, im selben Lineup zu stehen, wie diese Bands?
Sarah: Auf das Reeperbahnfestival freuen wir uns schon lange. Letztes Jahr waren wir zur Zeit des Reeperbahnfestivals in Hamburg und haben ein Wohnzimmerkonzert gespielt. Es fühlt sich an, als wären wir seitdem ein ganzes Stück weitergekommen. Trümmer hätten wir uns aber gerne selbst angehört.

Wen wollt ihr selbst auf dem Reeperbahnfestival unbedingt sehen?
Julian:
AMORE!
Sarah: Elliot Moss

Weitere Infos zum Nordlichterabend gibt’s hier. Und hier kommt ihr zu unserer Themenseite zum Reeperbahn Festival 2015.

Ich selbst werde bei den Gigs der drei Bands am Start sein – checkt unseren Instagram-Account für Bilder vom Abend.

Mit freundlicher Unterstützung von der Haspa Musik Stiftung.
Theresa
Theresa
Exil-Pfälzerin und Journalistin in Hamburg/St. Pauli.

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