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Ohrgasmus – AIAIAI TMA-2 im Test

Vor knapp 3 Wochen erreichte mich der Kopfhörer TMA-2 vom Dänischen Hersteller AIAIAI. Sie produzieren (bisher) ausschließlich Kopfhörer und alles was dazu gehört auf höchstem Niveau. In AIAIAIs Produktpalette lässt sich für jeden was finden, vom Alltagshörer bis zum Studiomusiker – und das alles in sehr puristischem Design mit minimalem Branding. Schon vor Jahren begann ich mit dem damaligen TMA-1 zu liebäugeln, habe ihn mir aber letztendlich nie gekauft, weil… Studentengeldbeutel. Jetzt hat AIAIAI den Nachfolger TMA-2 im Angebot und den musste ich dann endlich haben, weil mich besonders das modulare Konzept reizte. Nachfolger ist daher an dieser Stelle vielleicht das falsche Wort, denn die Dänen haben mit diesem Modell einen neuen Kopfhörer, bestehend aus bekannten Teilstücken geschaffen. Bereits vor der Kontaktaufnahme mit AIAIAI überzeugte mich der Konfigurator des TMA-2, der dem Kunden ermöglicht, den Kopfhörer nach eigenem Geschmack und Geldbeutel zusammen zu stellen – insgesamt sind 360 Konfigurationen möglich!

Der Konfigurator

Wie beim TMA-1, gibt es auch beim TMA-2 diverse Presets zur Auswahl. Hier kann man jetzt nach Genre (z.B.: Electro, Hip Hop, Country, Jazz), Anwendungsbereich (z.B.: On-the-go, Studio, DJ) oder Künstler (z.B.: Young Guru, Ed Banger, Bonobo) das Preset seiner Wahl bestellen. Das eigentlich Besondere ist der Konfigurator, ermöglicht durch das Modulare Prinzip des TMA-2. AIAIAI erlaubt dadurch jedem Kunden nach eigenen Vorlieben und Finanzen einen TMA-2 zu erstellen. Dabei kann man jedes Modul des Kopfhörers beliebig variieren. So gibt es die Auswahl aus 3 Bügeln (H 01 – 03), 4 Lautsprechereinheiten (S 01 – 04), 5 Ohrpolstern (E 01 – E05) und 6 Kabeln (C 01 – 06). Unterschiedlich sind beispielsweise die Größen der Ohrpolster und ob diese mit Leder überzogen sind oder die Klangeigenschaften der Lautsprechereinheiten.

Das Konfigurieren ist intuitiv und optisch gut gemacht. Je nach Konfiguration kann man gleichzeitig sehen, für welche Genres und Anwendungsbereiche sich die aktuelle Zusammenstellung eignet, sowie das entsprechende Klangprofil (Bass – Mid – Treble) einsehen. Das Klangprofil ist besonders abhängig von den Lautsprechereinheiten und den Ohrpolstern (OnEar vs. OverEar). Alles in allem ist AIAIAI der Konfigurator sehr gelungen und die Idee ein überzeugender Pluspunkt. Es ist schön, wenn man sich den ganz persönlichen Kopfhörer basteln kann. Zu beachten ist natürlich, dass die Unterteile verschiedene Preise haben. Die preiswerteste Konfiguration liegt bei 145,- € und die teuerste Kombination bei 250,- €. Ein großer Vorteil des Modul-Kopfhörers ist, dass man bei Defekt die betroffenen Teile austauschen kann, ohne direkt einen kompletten Neukauf tätigen zu müssen.

Als ich AIAIAI meine Wunschkonfiguration für Testspiel.de mitteilte, war ich außerdem positiv überrascht über den zuvorkommenden Service. So bekam ich zunächst Feedback zu meiner Konfiguration und auf meine Anmerkung, dass ich eigentlich das Young Guru Preset sehr mag, wegen des farblichen Highlights (rote Kabel, siehe rechts), teilte man mir mit, dass ich auch dieses gerne als Basis wählen kann und ihnen dann nur die auszutauschenden Unterteile mitteilen solle. Ob andere, die keinen Testbericht verfassen, eine ähnliche Erfahrung machen oder gemacht haben, würde ich gerne in den Kommentaren unten lesen. Wenn ja, dann Hut ab!

Meine Konfiguration für diesen Testbericht sieht wie folgt aus:

H 71 – S 04 – E 05 – C 71

H 71 (Bügel) und C 71 (Kabel) sind hierbei equivalent an das H 03 (ohne Leder) und das C 04 (in rot und mit „Luxury 3.5 mm Plug“, s.u.). Das C 04 sowie alle anderen Kabel haben sonst 90° Plugs. Dieser Bügel und das Kabel sind nur beim Preset Young Guru dabei. Außerdem hat mir Nico (Marketing Manager) freundlicherweise noch den Bügel H01, die kleineren Ohrpolster E 01 und das Kabel mit Headsetfunktion C 01 dazugelegt. Damit kann ich die entsprechenden Module jederzeit wechseln und so eine TMA-2 On-The-Go Konfiguration genießen:

H 01 – S 04 – E 01 – C 01

Design und Verarbeitung

Wie bereits erwähnt, pflegt AIAIAI ein schlichtes und puristisches Design. Der TMA-2 kommt in Mattschwarz und ein Branding ist lediglich auf der Innenseite des Bügels zu sehen. Ich steh“™ drauf, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Ich finde es so auf jeden Fall bei weitem geschmackvoller als die Beats by Dre oder Skullcandy Plastikhörer. Der TMA-2 wird in Einzelteilen geliefert. Die Module lassen sich sehr benutzerfreundlich zusammensetzen. Bis auf das Einsetzen der Bügelanschlüsse in die Lautsprechereinheiten, ging das alles sehr schnell – Man munkelt ich sei Grobmotoriker. Auch das Austauschen der Module ist leicht. War ich nach dem ersten Zusammensetzen der Module etwas skeptisch gegenüber den Fixierungen der Lautsprechereinheiten (es kam mir etwas wacklig vor), gehe ich jetzt davon aus, dass es so Absicht ist, weil sich die Lautsprecher dadurch flexibel an die Kopfform anpassen.

Vielleicht eine Kleinigkeit, aber ich steh auf sowas: sehr angetan war ich vom C 71/04 Kabel, das ausnahmsweise mal ausreichend robust und dick ist. Macht auf jeden Fall nicht den Anschein, dass es schnell kaputt gehen wird. Weder an den Anschlüssen, noch am Kabel selbst. Und selbst wenn, dann kann ich es ja austauschen – Modular sei Dank.

Ohrlebnis

Ich habe den Kopfhörer mit diversen Alben (Testalben s.u.) und Genres getestet, um möglichst diverse Ansprüche an den Sound zu stellen. Reden wir aber nicht lange um den heißen Brei herum: der AIAIAI TMA-2 ist der Hammer. Zumindest in der Konfiguration, die mir zugeschickt wurde. Bereits beim Aufsetzen stellt sich ein sofortiges Wohnzimmergefühl ein – It’s so fluffy, I’m gonna die! Der Kopfhörer ist ein richtiges Leichtgewicht am Schädel und die Ohrpolster sind unfassbar bequem. Sobald die Musik angemacht wird, entwickelt sich ein ganz neues Hörerlebnis. Und das, obwohl ich bisher sowieso schon eher kostspielige Kopfhörer benutzte. Mein TMA-2 bietet sehr lebendige Höhen, gute Mitten und einen knackigen, aber perfekt balancierten Bass (Specs siehe rechts). Zu letzterem muss ich sagen, dass die heutigen Kopfhörer meiner Meinung nach alle eine Basskrankheit haben. Es gibt kaum einen Kopfhörer, der eine gute Balance aus Bass, Treble und Mid liefert. Die Bässe sind meist viel zu stark und drücken einem tierisch aufs Ohr. Allen vorweg die Beats by Dre. Das Schlimmste ist, dass alle meinen, dass das einen guten Sound ausmacht. Nein, viel Bass heißt nicht guter Sound. Besonders dann, wenn Treble und Mid darunter leiden. Der TMA-2 hat mich diesbezüglich absolut überzeugt. Der Bass ist knackig, aber gleichzeitig subtil und warm, drückt nicht penetrant ins Ohr und erzeugt dennoch Gänsehaut. Bei instrumental und stimmlastigen Genres liefern die Kopfhörer astreine Klarheit. Der Sound ist sehr clean und definiert – Detail wie ich es zuvor noch nie erlebt habe. Man könnte sagen, dass der TMA-2 eine dreidimensionale Klanglandschaft mit viel Tiefe und Detail erzeugt. Außerdem bieten die großen Ohrpolster eine gute Isolierung, sodass das Hören auch bei niedriger Lautstärke auf keinste Art und Weise leidet. Die kleineren Ohrpolster eignen sich tatsächlich sehr gut für unterwegs. Dafür bieten diese weniger Isolierung (sind OnEar) und die Höhen sind etwas weniger definiert. Dennoch sind diese Ohrpolster für unterwegs zu empfehlen, weil die großen besonders im Sommer etwas zu warm sein können.

Funfact: war ich zunächst nicht so überzeugt von Ratatats neuer Platte Magnifique, bin ich mit dem TMA-2 doch großer Fan dieses Albums geworden. Vorher fand ich, dass es im Vergleich zu den älteren Alben an Tiefe und Detail mangelt. Mit diesen Kopfhörern macht das Teil aber richtig Spaß und auf einmal höre ich Details, die bisher ihren Weg in meine Ohren nicht gefunden haben.

Fazit: Ohrgasmus

Der TMA-2 von AIAIAI in der vorliegenden Konfiguration ist für Musikliebhaber eine super Wahl. Mich haben die Teile auf ganzer Linie überzeugt und auch Kollegen oder Mitbewohner sind so angetan, dass sie sich den TMA-2 demnächst zulegen werden. Einziger Minuspunkt ist, dass der Kopfhörer nur bedingt etwas für den schmalen Geldbeutel ist. Sobald man in der Konfiguration mit Lautsprechereinheit und Ohrpolster zu den teureren Varianten greift, wird es eine kostspielige Angelegenheit. Der Sprung von 145,- € auf 220,-€ geht sehr schnell. Wer aber einmal in richtig gute Kopfhörer investieren will, der sollte dies definitiv mit dem TMA-2 tun (übrigens 3 Jahre Garantie). Einmal gehört, will man den Kopfhörer nie wieder wechseln.

Testalben

Ab Soul – Hunnid Stax
Foo Fighters – Sonic Highways
Jazzmatazz – Volume 1
John Scofield – A Go Go
Juju Rogers – From the life of a Good for Nothing
Keith Jarrett – Köln Concert
Kendrik Lamar – To Pimp A Butterfly
Marilyn Manson – The Pale Emperor
Nils Landgren Funk Unit – Paint it Blue
Ratatat – Magnifique
Retrogott, KutMasta Kurt – Retromastas
Rimsky-Korsakov – Russian Easter Overture, Op. 36
Statik Selektah – Lucky 7

Hinweis: Den Kopfhörer durfte ich nach dem Test behalten.
Roman
Roman
Geboren im Ruhrgebeat und nach 6 Jahren Ausland, hat Roman 2013 Berlin zu seiner Wahlheimat gemacht. Neben der täglichen, leidenschaftlichen Suche nach neuer, guter Musik (fast) aller Genres, ist er Wissenschaftler.

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