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Unstatistik des Monats – Smartphones machen denkfaul

„Wer oft am Smartphone hängt, wird denkfaul“ oder „Googeln mit dem Smartphone macht denkfaul„, das sind Beispielstitel jüngster Medienbeiträge zur Auswirkung von Smartphone-Nutzung auf die menschliche Intelligenz. Laut dieser Artikel haben Forscher der Universität Waterloo herausgefunden, dass das, was manche schon vermuteten, der Wirklichkeit entspricht: Smartphone-Nutzung macht denkfaul. Wer häufig googelt, setzt die eigene Intelligenz aufs Spiel. Es ist ein schönes Beispiel der Fehlinterpretation wissenschaftlicher Ergebnisse. Mal wieder wird ein Zusammenhang als Ursache dargestellt – So ist es ja auch viel medienwirksamer. Die Unstatistik des Monats März behandelt dieses Thema und verdeutlicht, warum die kanadische Studie nicht zeigt, dass das Smartphone eigentlich ein Dummphone ist und die Nutzung uns in die digitale Demenz treibt (Auszug):

Die genauere Betrachtung ergibt: In der Internet-Studie wurden Erwachsene in Kanada befragt, ob sie ein Smartphone besitzen und wenn ja, wie viel Zeit sie damit in Suchmaschinen wie Google, in sozialen Netzwerken wie Facebook und mit Entertainment-Apps wie Videospielen verbringen. Zudem mussten die Teilnehmer logische Denkaufgaben lösen. Das Ergebnis: Im logischen Denken bestand kein Unterschied zwischen jenen, die ein Smartphone besaßen, und jenen, die keines hatten; kein Unterschied zwischen jenen, die mit ihrem Smartphone viel Zeit in sozialen Netzwerken verbrachten, und jenen, die das nicht taten; und auch kein Unterschied zwischen jenen, die viel Zeit mit Entertainment-Apps wie Videospielen verbrachten, und jenen, die das nicht taten. Nur wer mehr Zeit mit Suchmaschinen verbrachte, zeigte niedrigere Leistungen bei den Denkaufgaben.

Macht also der ausgiebige Einsatz von Suchmaschinen denkfaul oder gar weniger intelligent? Nein, hier liegt ein klassischer Denkfehler vor: aus einer Korrelation kann man nicht auf Kausalität (auf die Ursache) schließen – aus dem Umstand, dass die Geburtenrate dort höher ist, wo es mehr Störche gibt, folgt eben nicht, dass die Kinder vom Storch gebracht werden. Ebenso wenig kann man aus dieser Studie schließen, dass der intensive Einsatz von Suchmaschinen auf dem Smartphone die logischen Denkleistungen beeinträchtigt oder dass man logischer denkt, wenn man weniger oft sucht. Vielleicht verläuft die Kausalrichtung genau anders herum: Insbesondere Denkfaule oder Personen mit einer geringeren Allgemeinbildung greifen eher auf Suchmaschinen zurück.

Hier geht’s zum Artikel. Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet, könnt ihr in den anderen Unstatistiken nachlesen.

Roman
Roman
Geboren im Ruhrgebeat und nach 6 Jahren Ausland, hat Roman 2013 Berlin zu seiner Wahlheimat gemacht. Neben der täglichen, leidenschaftlichen Suche nach neuer, guter Musik (fast) aller Genres, ist er Wissenschaftler.

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