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Unstatistik des Monats – Die armen Millionäre

 

Eines sollte vorab gesagt werden: Es geht nicht darum die ungleichmäßige Verteilung von Reichtum und Armut zu verleugnen oder zu verschönern. Eher ist es ein Appell an die Skepsis der Leser und eine Forderung nach transparenten Statistiken sowie der Kommunikation dieser. Ungeeignete Statistiken helfen nämlich nicht dabei, die Situation zu verbessern. Gerd Gigerenzer, Walter Krämer und Thomas Bauer hinterfragen mit ihrer „Unstatistik des Monats“ regelmäßig kürzlich publizierte Zahlen und deren Interpretation. Ein äußerst amüsanter Beitrag ist zum Beispiel die Frage, was Wowereit eigentlich meinte, als er sagte, dass der Flughafen BER zu 98% fertig sei (hier).

Aber zurück zum Thema: Im Januar machte die Aussage, dass ein Prozent aller Menschen bald soviel besitzt, wie die restlichen 99% zusammen, die Runde auf Blogs, in Zeitungen und im Fernsehen. So titelte beispielsweise die FAZ „Das reichste Prozent hat so viel wie der Rest der Welt„. Was eigentlich dahinter steckt, wurde nun in der aktuellen Untstatistik des Monats hinterfragt:

Bald besitzen die reichsten ein Prozent aller Menschen genauso viel wie restlichen 99 Prozent zusammen. Diese Statistik des internationalen Oxfam-Verbundes zur Reduktion der Armut auf der Welt war im Januar Thema in vielen Medien der Republik. So berichtete beispielsweise die Online-Ausgabe der „Zeit“ darüber am 19. Januar unter dem Titel „Ein Prozent der Weltbevölkerung hat mehr als alle anderen„, die Online-Ausgabe der FAZ titelte „Das reichste Prozent hat so viel wie der Rest der Welt“ und „Spiegel online“ schrieb „Armutsstudie von Oxfam: Das reichste Prozent besitzt mehr als alle anderen zusammen„. Grundlage dieser Aussage ist der Global Wealth Report der Schweizer Großbank Credit Suisse.

Der Global Wealth Report führt aber aus verschiedenen Gründen in die Irre; ein ähnlicher Bericht der Allianz ist auch in der Vergangenheit schon als Quelle einer Unstatistik aufgefallen (siehe „Schweizer auf Platz 1 des Reichen-Rankings“ vom 30. September 2013). Im aktuellen Kontext ist es die Definition von Vermögen, welche diesen Report als Zeugen für die weltweite Vermögensverteilung unglaubwürdig macht. Denn Vermögen ist hier definiert als Bruttovermögen minus Schulden, und damit für rund ein Zehntel der Weltbevölkerung negativ. Zu diesem „ärmsten“ Zehntel gehören auch Währungsspekulanten, die sich verzockt haben, gescheiterte Immobilienhaie oder ganz allgemein: Millionen Reiche, die es sich leisten können, hohe Schulden zu machen. Der am Existenzminimum dahindarbende Tagelöhner in Indien oder Indonesien dagegen gehört aus Sicht der Credit Suisse, sofern er nur seine eigene Hütte und ein paar Ziegen besitzt, schon zur reicheren Hälfte der Menschen auf der Welt.

Die ungleiche Verteilung von Reichtum und Vermögen auf der Welt ist sicherlich ein Problem. Mit ungeeigneten Statistiken trägt man zu dessen Lösung jedoch wenig bei.

(Quelle: Harding Zentrum für Risikokompetenz)