StartMusikSo war es auf dem H2Ö Festival 2015 in Finnland

So war es auf dem H2Ö Festival 2015 in Finnland

Ziemlich abseits vom städtischen Treiben, aber nur zwei Stunden von Helsinki und eine halbe Stunde von Turku entfernt, liegt das Gelände vom H2Ö Festival.
Umgeben von einem Waldgebiet; auf einem Werftgelände, das verlassen wirkt, auch wenn uns versichert wurde, dass hier außerhalb des Festivalbetriebs noch gearbeitet wird. In den großen hölzernen Hallen lagern im Winter die Schiffe. Die zierenden Baukräne und Bagger werden auch noch benutzt, für Reparaturarbeiten oder um die Boote zu be- und entladen.

Gemeinsam mit Katharina von Factory92, Julia von Motor.de und unseren reizenden finnischen Betreuerinnen Katariina und Semira von MusicFinland erkunde ich zunächst das Gelände und schnell kommt die Frage auf: Wie viele Bühnen sind das denn insgesamt?
Die Frage beantwortet das Festivalprogramm: 13 Bühnen! Und das auf einem Landstück, das auf anderen Festivals nur zwei bis drei Bühnen beherbergen würde. Das führt zu einem interessanten Hörerlebnis, denn beim H2Ö sind neben Folk, Punk, HipHop und Metal noch diverse Musikgenres vertreten, die sich nicht nur stilistisch, sondern auch akustisch vermischen. Eben davon abhängig, wo man gerade steht.

Dass ich keinen einzigen Acts im Voraus kenne, ist nicht verwunderlich. Erstens bin ich nicht bewandert in der finnischen Musikszene und zweitens sind einige Bands erst durch die Anfrage des Festivals entstanden. Ein absolut einzigartiges Konzept: Booker Mikko Levón hat extra für das zweitägige Festival Musiker, die sich bislang nicht kannten zusammengebracht und ihnen eine Startplatz beim H2Ö angeboten, wenn die Zusammenarbeit zustande kommt. Dadurch bekommt das Wort Exklusivität eine ganz neue Bedeutung. Denn die Bands, die so scheinbar unaufgeregt auf den kleinen Bühnen (die teilweise gar keine Bühnen im traditionellen Sinne sind, sondern zusammengeflochtene Weiden, die ein mehr oder weniger wasserdichtes Dach bilden) spielen, spielen wirklich nur diese eine Show. Davor gab es die Band nicht und danach wird es sie auch nicht mehr geben.

Was das Festival auch spannend macht, sind die vielen kleinen und großen Kunstinstallationen. Illustrations-Workshops u.a. mit dem finnischen Künstler Teemu Keisteri und eine Performance Crew, die verkleidet als Affen witzig bis skurrile Szenen darstellt, runden die zuweilen surreale Erfahrung ab, die das das H2Ö-Festival bietet.

Angesprochen darauf, warum man ein so gigantisches Underground-Festival veranstaltet, das mit einer fast grenzenlosen Detailverliebtheit und konzeptuellen Neulandgewinnung aufwartet, antworten die sympathischen Hauptverantwortlichen Johanna Salmela und Tuomas Sara: „Das ist Wahnsinn. Das bemerken wir erst jetzt, wenn wir über das Gelände laufen und immer wieder neue Kunstinstallationen entdecken von denen wir gar nichts wussten. Dabei sind wir doch die Veranstalter!“
Insgesamt ist es den Machern gelungen mit der Hilfe von fast 400 Freiwilligen und Helfern eine magische Veranstaltung auf die Beine zu stellen. So könnte auch die Zukunft von mitteleuropäischen Festivals aussehen…

Fehlt nur noch unsere Liste der besten Acts:

5. Mirel Wagner

Ja, Mirel Wagner ist mit ihrer düsteren Singer-Songwriter Musik auf dem legendären Label Sub Pop vertreten. Pro-Tip: Man sollte die Platte ausschließlich nachts anhören.

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4. Antiskweeesis

Warum hier keine Musik, sondern nur ein Foto von Antiskweeesis steht, hat zwei Gründe: Erstens gibt es einfach keine Musik von ihm online und zweitens war das bestechlichste an dem Auftritt das visuelle Erlebnis. Mit einer großflächigen Projektion und einem einfachen Moskitonetz, das vor dem DJ-Set aufgespannt war, wurde die vertrackte, artsy Electronic Musik perfekt unterstützt und greifbar gemacht.

3. Cats On Fire

Sowohl Sound als auch Performance von Cats On Fire kommen wie eine aalglatte Mischung von The Decemberists und The Smiths daher. Warum die Band nicht international bekannter ist, steht in den Sternen.

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2. K-X-P

Irgendwo zwischen Sunn O))) und Suuns stehen K-X-P. Eingängige, aber sich gefühlt stundenlang wiederholende Rhythmen und Bandmitglieder in Kutten. Der schiere Wahnsinn in einem alten Werftgebäude.

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1. Pintandwefall

Der kraftvollste Act des diesjährigen H2Ö Festivals war Pintandwefall. Nach zwei Songs hatten sie eine halbleere Halle an sitzenden Festivalbesuchern nicht nur gefüllt, sondern zum kollektiven Tanzen animiert. Bei soviel Spaß und Inbrunst auf der Bühne kein Wunder. A cappella Stücke, Alternative Rock und handfester Riot Grrrl wechselten sich ab, genauso wie die vier Frauen an den Instrumenten. Ganz groß!

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Wir sagen Kiitos und vielleicht bis zum nächsten Mal!

Galleriefotos: H2Ö Festival
Titelbild: VERA SAARIVUORI
2. und 3. Foto: LILLI HAAPALA
4. Foto: JESSE KEINONEN
5. bis 8. Foto: FRANS RINNE
9. Foto: AAKE KINNUNEN
In den Beitrag eingebundene Fotos: Testspiel.de
Jonathan
Jonathan
Geboren 1988 in Ulm, lebt und arbeitet Jonathan Tyrannosaurus Kunz in Saarbrücken und leitet Kurse an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Er mag traurige Musik aus den Neunzigern und ist der beste Tischtennisspieler, den er kennt.

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