StartKritiken„Die Zeit heilt alle Wunden“ - Madrugada im Columbiatheater in Berlin

„Die Zeit heilt alle Wunden“ – Madrugada im Columbiatheater in Berlin

Dieser Klassiker unter den Sprichworten passt zu einer Band wie Madrugada. Nachdem die Norweger nach dem Tod ihres Gitarristen Robert Buras 2008 ihren Rückzug bekannt gaben, rechnete erstmal kaum jemand mit einer Reunion. Umso begeisterter reagierten aber die loyalen Fans, als genau diese bekanntgegeben wurde – und an diesem Abend haben sie sich die Bezeichnung „Fan“ redlich verdient!
Ich treffe hier einen Haufen Madrugada-Anhänger, die nicht nur vorher extra zu den beiden Auftaktkonzerten nach Oslo gereist sind, sondern es sich nicht nehmen lassen, die Band noch ein drittes Mal im doch etwas intimeren Columbiatheater in Berlin wiederzutreffen.

20 Jahre alt ist das Album „Industrial Silence“ inzwischen – aber sowohl Publikum als auch Band strahlen eine solche Beständigkeit und Zeitlosigkeit aus, dass dieses Konzert so oder so ähnlich durchaus auch vor zehn Jahren hätte stattfinden können.

Sivert Hoyem und seine Bandkollegen spielen in vertauschter Reihenfolge das komplette Album durch und versetzen damit die Halle in nostalgische Verzückung.
Nicht nur einmal höre ich im Publikum geseufzte Wortfetzen wie „Wow, wie früher!“ und in der Tat fühle auch ich mich ein wenig in die gute alte Zeit zurückversetzt. Sivert Hoyem scheint kaum gealtert, seine Stimme ist genauso unvergleichbar intensiv wie damals und auch heute werden zu „This Old House“ und „Quite Emotional“ einige Tränen vergossen.
Die Zugabe besteht dann auch nicht einfach aus ein bis zwei Titeln, sondern aus sieben Songs ihrer anderen Alben, auf die offensichtlich gewartet wurde: „Black Mambo“ ist dabei, „What’s On Your Mind“ und „Majesty“ – der bekannteste Madrugada-Song.

Sowieso fühlt sich dieser Abend nicht an wie das übliche Konzerterlebnis. Es entsteht der Eindruck, als würden sich fast alle Besucher mehr oder weniger untereinander kennen. Zehnköpfige Großfamilien sind hier ebenso normal wie ein bierseliges Treffen von langjährigen Freundeskreisen.

Wie sehr Madrugada das selbst befeuern, erlebt man aber erst nach dem Konzert am Merch-Stand: Das kann man schon Party nennen! Gefühlt stundenlang lang werden mit einer Engelsgeduld und einem aufrichtigen, authentischen Interesse an den Fans LPs unterschrieben, Fotos gemacht, Fragen beantwortet und witzige Anekdoten aus der Vergangenheit ausgetauscht.

Vielleicht hat die Band aber auch selbst nicht damit gerechnet, dass sie nach so langer Zeit wieder durch ausgebuchte Hallen touren würde.
Eigentlich sollte hier jetzt ein Teaser für das Madrugada-Zusatzkonzert am 20.04.19 in der Columbiahalle stehen – inzwischen ist aber auch das schon restlos ausverkauft.

Nora
Nora
Aus Braunschweig, seit 14 Jahren in Berlin. Am Ende immer wieder bei Musik gelandet.

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