StartKritikenDie 25 besten Musikvideos 2017

Die 25 besten Musikvideos 2017

10. Lorde – Green Light (Regie: Grant Singer)

Es ist mir immer noch nicht ganz klar, wie es Lorde gelungen ist, mit ihrem zweiten Album zugleich einen Schritt weiter in Richtung kompromisslosem Chart-Pop zu gehen, ohne unterwegs sämtliche Kanten zu verlieren. Vielleicht lag es an eben jenen Details, die bereits „Green Light“ als erste Single auszeichneten und erst in Kombination mit dem zugehörigen Video voll zur Geltung kamen. Die trotzige Euphorie der Lyrics wird dort in gedimmt-farbenfrohe Euphorie gekleidet, während die Protagonistin sich Stück für Stück in isolierter Ekstase verliert. SB

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9. Brockhampton – Follow (Regie: Kevin Abstract)

Man braucht nicht viel, um ein grandioses Musikvideo zu schmieden. Doch gerade wenn man filmisch reduziert arbeitet, muss jeder Griff sitzen und die Präsenz der Akteure überzeugen. Bei der selbsternannten Boyband Brockhampton ist das der Fall. In „Follow“ präsentieren sie sich vor einem Spiegel, heizen sich selbst und dann gegenseitig ein und zeigen welche Energie sie besitzen. Man spürt wieviel Spaß der Dreh gemacht haben muss. JK

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8. Colin – People Talk About Me (Regie: Steven Ross)

Nahezu unbeachtet hat Colin seinen ersten Song mitsamt Musikvideo veröffentlicht. Darin mimt der junge Mann, den man am ehesten als Gitarrist der Band DIIV kennt, befreundete und ikonische Musiker. Neben Bandkollegen Zachary Cole Smith, sind u.a. mit dabei: Grimes, Princess Nokia, Lana Del Rey, Angel Olson und eine herrliche Darbietung von Mac DeMarco. On point. JK

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7. Yaeji – Last Breath (Regie: Kathy Yaeji Lee)

Ich glaube, selbst in meiner dunkelsten Youtubezeit habe ich mir nie ein Schminktutorial angesehen – zumindest nicht in voller Länge. Dennoch hat sich der Stil genau dieser Videos als Gipfel der auf besagter Videoplattform üblichen Pseudoservice-Dauerwerbung ins kollektive Gedächtnis eingebrannt und derart viele, nur bedingt bessere „Parodien“ nach sich gezogen, dass Yaejis neckisches Video zu „Last Breath“ mit einem unentschiedenen Lungern zwischen Lo-Fi-Adaption, Karikatur und wirrer Post-Internet-Ästhetik gerade recht kommt, bevor das Format für immer auf den Müllhaufen der Kulturgeschichte geworfen wird. SB

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6. Jenny Hval – The Great Undressing (Regie: Marie Kristiansen)

Recht machen konnte es Jenny Hval nicht jedem mit dem hervorragenden „Blood Bitch“, was angesichts des empfindlichen Balanceakts zwischen krachiger Konfrontation und einfühlsamer Verzückung kaum verwunderlich scheint. Als zentral für das Verständnis der Platte erwiesen sich im Nachhinein die Videos, allen voran das zu „The Great Undressing“: Eine entkleidete Frau durchschreitet dort einen Alltag, ohne dass ihr Bekleidungsgrad irgendwie kontextualisiert wird. SB

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5. Charli XCX – Boys (Regie: Sarah McColgan & Charli XCX)

Bevor wir zur Wertschätzung des Videoclips zu „Boys“ kommen, müssen wir uns noch einmal seine Prämisse vor Augen führen: Die irgendwann mal mit einem Goth-Pop-Image liebäugelnde Charli XCX liefert da einen zuckrigen Song ab, dessen lyrisches Thema (nämlich eine nymphomanische Besessenheit der titelgebenden Boys) optisch durch Bilder sehr vieler, erfolgreicher Jungs umgesetzt wird. Was zunächst beleidigend banal wirkt, erweist sich nach mehrmaliger Sichtung als wundervoll selbstreferentielles Selbstdarstellungspanorama von Nasen wie Diplo, Olli Sykes oder Aminé. SB

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4. St. Vincent – Los Ageless (Regie: Willo Perron)

Wie im Video zu „New York“ geht es in „Los Ageless“ surreal weiter. Die Ästhetik ist gruselig und gleichzeitig emotionslos-kühl, genauso wie der Auftritt von St. Vincent, die keine Mine verzieht, selbst wenn ihre Gesichtshaut auf groteske Weise verzerrt und gestrafft wird.
Der Ausdruck Art Pop wird wörtlich genommen und die Farbkombinationen des Pop Art aufgegriffen und mit einer sterilen Atmosphäre besetzt. Das durchbrechende Moment ist einzig die Musik, die durchaus berührt und berührend ist. JK

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3. Tove Lo – Disco Tits (Regie: Tim Erem)

Das Video beginnt mit einem Augenzwinkern: Tove Lo erklärt einer süß-doofen Puppe wie man ihren Namen richtig ausspricht und brennt am Ende mit ihr durch. Es entwickelt sich ein sexy und witziger Roadtrip, der mit Cunnilingus und Tänzen in einem Diner garniert, wieder im TV-Studio vom Anfang endet.

Zurück im echten Leben wird Tove Lo übrigens nur einen Monat nach Veröffentlichung des Musikvideos in The Tonight Show eingeladen. Und wie spricht Jimmy Fallon ihren Namen aus? Richtig: Falsch. JK

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2. Tyler, The Creator – Who Dat Boy (Regie: Wolf Haley)

In den Videos von Tyler, The Creator wird der Zuschauer oft mit Maskierungen konfrontiert, die gleichzeitig demaskierend sind. Sie stellen eine Metapher dar und üben Kritik an bestehenden Sozialstrukturen. So mimt Tyler in „IFHY“ einen dunkelhäutigen Barbie-Ken, in „Rella“ einen koksenden Zentauren und in „Buffalo“ einen Weißen auf der Flucht vor einem schwarzen Lynchmob.
„Who Dat Boy“ präsentiert sich im gleichen Gewand und zeigt wie Tyler von A$AP Rocky ein weißes Gesicht operiert bekommt, das ihn befähigt vor der Polizei zu fliehen. Man muss kein Kulturkritiker sein, um diese Andeutung zu entschlüsseln und man muss kein Kunstkritiker sein, um den Genius in der ästhetischen Auseinandersetzung zu erkennen. JK

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1. Danny Brown – Ain’t It Funny (Regie: Jonah Hill)

So sehr sich Protagonisten aus allen Ecken der Szene bemühten: Keinem gelang es, die drei zentralen Themen des Amirap-Jahres 2017 (blackness, Drogen, Depression) gekonnter auf den Punkt zu bringen, als Danny Brown in seinem Video zu „Ain’t It Funny“. Vor trashiger Sitcomkulisse plagte er sich dort mit anthropomorphen Drogen, einer zerrüttet-dämonischen, weißen Familie sowie einem geifernden Aphex-Twin-Gedächtnispublikum herum. Richtig fies wurde das Video natürlich erst, wenn man sich als Rezipient in die innerhalb des ohne Frage unterhaltsamen Clips einbezog. Bei allem Respekt: Den Ruhm, den das aufwendige, aber vor allem an Oberflächen interessiert Video zu Kendricks „Humble“ abbekam, hätte in der entsprechenden VÖ-Woche im April eigentlich „Ain’t It Funny“ gehören müssen. SB

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Neben den besten Musikvideos küren wir übrigens auch die 100 besten Songs und die 10 besten Alben des Jahres.

Jonathan
Jonathan
Geboren 1988 in Ulm, lebt und arbeitet Jonathan Tyrannosaurus Kunz in Saarbrücken und leitet Kurse an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Er mag traurige Musik aus den Neunzigern und ist der beste Tischtennisspieler, den er kennt.

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