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Bonaparte – Bonaparte (Kritik)

Streitbar waren Bonaparte immer. Die dadaistische Mischung aus Pop, Punk, Indie und Elektro war für einige das Frischste, was die deutsche Musikszene in den letzten Jahren zu bieten hatte – für andere wiederum war das Drumherum nur eine lahme Entschuldigung für schlechte Songs und einen schnell auserzählten Scherz. Ich zähle mich eigentlich zur ersten Fraktion und rechne Bonaparte neben ihrer unerschrockenen Ästhetik auch eine Vielzahl von Hits an. Umso schmerzlicher ist es nun, ihrem vierten Album mit einem müden Schulterzucken zu begegnen. Selbstbetitelte Alben sind ja gerne Anlass einer Kurskorrektur, einer Weiterentwicklung des bisher Erreichten, oft sogar ein Erwachsenwerden. Bei Bonaparte ist es weder das eine noch das andere geworden, sondern ein Zwischenwerk einer Band, die keine Zwischenwerke aufnehmen sollte.

Okay, die Party kann natürlich nicht ewig weitergehen. Irgendwann muss man sich etwas neues einfallen lassen, und für Bonaparte ist diese Zeit jetzt gekommen, zumindest ein bisschen. In erster Linie heißt das: Beats raus, Gitarren rein. Das gelingt manchmal ganz gut („I Wanna Sue Someone“, „Two Girls“), mündet aber manchmal in seltsam lahme, unentschlossene Rockmusik („Riot In My Head“). Kann man sich geben, muss man aber nicht. Und hier liegt die große neue Gefahr: Bonaparte drohen, egal zu werden. Viele der neuen Ideen zünden nicht so recht, und die alten schmecken bisweilen so arg aufgewärmt wie „Wash Your Thighs“, das unverfroren den eigenen Song „C’est À Moi Qu’Tu Parle“ kopiert. Lediglich „Me So Selfie“, das unter Beteiligung des New Yorkers Tim Fite entstand, und die erste Single „Into The Wild“ klingen so richtig frisch und mischen das bekannte Rezept der Band gekonnt neu ab.

Tobias Jundt hat dieses Album in New York ausgenommen, hat Berlin den Rücken gekehrt und ist ganz tief in sich gegangen. „Bonaparte“ hört man zu oft an, dass hier ein Musiker nach der eigenen Relevanz und neuen Wegen sucht. Wenn das in nachdenkliche Melancholie wie im Falle der ersten Single „Into The Wild“ mündet geht das in Ordnung. Einen Großteil dieses orientierungs – und inspirationslosen Geschraddels hätte Jundt sich aber gerne sparen können.

„Bonaparte“ erscheint am 30.05.2014. Hier noch mal das Video zu „Me So Selfie“:

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Sebastian
Sebastian
Aus Saarbrücken, in Münster, immer auf Testspiel, manchmal auch hier: http://mordopolus.tumblr.com/

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