StartInterviews"Tanz-Pop mit einer gewissen Relevanz" - Klaus Johann Grobe im Interview

„Tanz-Pop mit einer gewissen Relevanz“ – Klaus Johann Grobe im Interview

Klaus Johann Grobe (Foto: Ralph Kühne)

Am 26. Oktober erscheint das dritte Album des Schweizer Duos Klaus Johann Grobe mit dem Namen „Du bist so symmetrisch“ via Trouble Mind Records. Die Vorabsingle „Discogedanken“ führt ihre Liebäugelei mit der Tanzmusik der 70er Jahre von den vorherigen Platten weiter ohne dabei ihre Nähe zum Krautrock zu verlieren. Zeit Keyboarder und Sänger Sevi Landolt vorab einige Fragen zur Beständigkeit von Liebe, ihrer Beziehung zu Disco-Musik und der Bedeutung von Träumen zu stellen.

Wie haben Du und Dani euch eigentlich kennen gelernt?

Dani und ich sind in derselben Stadt aufgewachsen, in Wädenswil bei Zürich.
Wir hatten eine Zeit lang sogar dieselben Lehrer und haben uns manchmal beim Nachsitzen und Straf-Tischreinigen getroffen. Gute Zeiten!
Aber so wirklich zu tun hatten wir dann erst so gegen 20 als wir anfingen eine Art „Jazz“ zu spielen.

Träumst Du viel? Wenn ja, was war dein letzter Traum?

Ich würde sagen mittel viel. Aber letzte Nacht habe ich tatsächlich von den fantastischen International Music geträumt und wie ihr Schlagzeuger Joel als Frontmann von Isolation Berlin das Handtuch warf, mich beinahe mit einem Stein erschlug aus Frust über den Rock ’n‘ Roll, der Rest der Band dann aber meinte, dass die neue Situation eigentlich ziemlich perfekt ist. Darauf fingen wir an im kleinen Stil zu tanzen. Ein guter Traum.

Welche Bedeutung sprichst Du Träumen zu?

Ganz ehrlich, damit befasse ich mich kaum. Ich träume nicht ungern, hab aber auch nichts gegen traumlose Nächte einzuwenden. Also träumen tut man ja anscheinend immer, zum Glück hab ich keine Alpträume. Dani allerdings erzählt jeweils Geschichten im Schlaf. Das muss jeweils hoch hergehen da…

Würdest Du dich als gläubig oder spirituell bezeichnen?

Weder noch. Tatsächlich von beidem ziemlich weit entfernt. Und ich komm jeweils ziemlich schnell an meine Grenzen bei den Themen, da mir beides wirklich schwer fällt zu verstehen.

Was sind Themen, die dich immer wieder beschäftigen?

Menschen und wie sie funktionieren. Was sie tun, Verhaltensweisen, Unüberlegtheiten. Wann sie sich nah sind und wann nicht. Warum sie sich wie Idioten verhalten und dann doch wieder nicht. Gesellschaftliche Dinge. Ich beobachte auch gerne, meistens unbewusst. Diese Dinge und Fantasie. Das interessiert mich, zumindest Menschen aber nicht im intellektuellen Sinn.

Wie wichtig ist das Thema Liebe für euch? Euer zweites Album „Spagat der Liebe“ behandelte die Liebe immerhin recht ausführlich.

Ein wichtiges Thema oder sagen wir ein omnipräsentes Thema. Es gibt wohl kaum etwas, das so weitreichend ist wie die Liebe. Und dabei meine ich jetzt nicht einfach das Verliebtsein. Da gibts noch tausend andere Auswirkungen, die ich schlussendlich alle irgendwie zur Liebe zurückführen würde. Für mich gehört da auch Empathie dazu, oder die Art wie ich Dinge betrachte oder einen Gegenstand hinlege“¦ alles Liebe! Siehst du, jetzt kling ich vermutlich spirituell.

Siehst Du die Liebe in der heutigen Zeit (z.B. durch Digitalisierung) in Gefahr?

Nein. Ich wüsste nicht wieso. Ich glaube die Liebe hat mit überhaupt nichts Anderem zu tun als der Liebe. Das ist das Gute an ihr.

Woher kam die Inspiration für das neue Album? In was für einer Phase eures musikalischen Schaffens befindet ihr euch gerade?

Das ist bei uns ja so eine Sache. Unsere musikalische Phase ist eigentlich mit der Aufnahme zur Platte schon wieder abgeschlossen und dann weiß man jeweils nicht was als nächstes kommt. Fürs Album war sicher unsere Pause 2017 ganz wichtig und mal wieder durchatmen können. Wir haben viel Musik gehört und viel aufgesaugt und da merkt man dann plötzlich, dass einem gewisse Dinge mehr oder auch weniger interessieren als auch schon.
Ich glaube, wir haben in der Pause auch wieder vermehrt ein Gefühl entwickelt für was um uns rum passiert und das war auch enorm wichtig. Da war (und ist) echt auch wieder mehr Scheiße los als auch schon.

Wie ist generell der Entstehungsprozess neuer Musik bei euch, da ihr ja auch in verschiedenen Städten wohnt also Basel und Zürich?

Wir tüfteln jeweils in unseren eigenen Musikräumen oder auch Räumchen rum und haben dann jeweils einen Haufen an Skizzen. Das schicken wir dann rum mit Kommentaren und je nach dem entwickelt man es weiter. Ziemlich unromantisch.

Bei dem Track „Discogedanken“ von eurem neuen Album geht es um Melancholie, die man trotz Party-Stimmung auf der Tanzfläche erleben kann. Gehst du mittlerweile lieber mit Freunden in einer Bar was trinken oder ziehen dich Club-Nächte noch an?

Definitiv die Bar und Bier. Wenn überhaupt. Die Bar kann man auch immer mal wieder weglassen, bleibt noch das Bier. Ich glaube da sind Dani und ich ziemlich gleich auf.
Gegen eine gute Tanznacht ist aber nichts einzuwenden, nur lassen die sich selten planen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich zum letzten Mal geplant zum Tanz ging.

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In eurer Musik stecken viele Disco-Elemente, ursprünglich hattet ihr ja auch einmal den Gedanken als Disco-Duo zu starten. Disco nah am Schlager erlebt gerade ein neues Revival – was bedeutet Disco für dich?

Stimmt, ganz ursprünglich dachten wir mal volle Kanne als Disco-Duo durchzustarten. Disco im klassischen Ende 70er Sinne. Aber das ließen wir bleiben, zum Glück.
Für mich jedenfalls ist Disco und Schlager sehr nahe beieinander. Disco ist vielleicht einfach Schlager für coolere Leute, oder für Leute die sich selber für cooler halten. Alles tönt im jeweiligen Genre ziemlich gleich, es gibt bei beidem klassische Aufbauarten und kleine Kniffs und Tricks und Melodien, die ganz einfach dazu gehören. Ein vorgegebenes Klanggewand etc“¦ Textlich beides belanglos und auf ein gewisses Klientel zugeschnitten. Bei beidem muss man sich intensiv mit der Fülle an Aufnahmen auseinandersetzen um an die guten Sachen ranzukommen.
Aber, Disco war nicht einfach weiße Musik wie der Schlager. Für mich eigentlich die erste Musik in der sich schwarze und weiße Arten Musik zu machen auf Augenhöhe trafen und Dinge gemeinsam weiterentwickelt wurde. Nebst dem Jazz muss man natürlich sagen.
Dann gibts noch die Disco. Doch die ist, zumindest wie sie in meiner Fantasie aussieht, als solches wohl beinahe ausgestorben.

Wie wichtig ist euch eine gewisse Tanzbarkeit eurer Lieder?

Die Tanzbarkeit passiert einfach, ganz ohne Kalkül. Ob sie das jetzt wichtiger oder weniger wichtig macht ist die Frage. Wir mögen sie auf jeden Fall, werden uns aber nicht bis zum Untergang an sie klammern. Ich glaube, das ist bis jetzt einfach unsere Art Songs zu schreiben, die sich selbst in den Balladen durchzieht. Das kann sich aber auch ändern.

In einem früheren Interview sagtet ihr, ihr würdet eure Musik stilistisch beim Pop einordnen, gleichzeitig habt ihr große Anerkennung in der Psychedelic Rock-Szene erhalten mit der Single „Koordinaten“ eurer ersten EP. Auch in die Kategorie Krautrock werdet ihr gerne gesteckt. Wo würdest du das neue Album „Du bist so symmetrisch“ mit deinen Worten einordnen?

Man weiß es nicht. Dazu fließen zu viele Dinge mit ein. Es ist immer noch Pop in meinen Augen. Wir nennen es aber auch gerne unser RnB Album. Vielleicht hört mans nicht, was auch nicht schlimm ist, aber RnB hat uns schon maßgeblich beeinflusst. Vielleicht ist es „Tanz-Pop mit einer gewissen Relevanz“. Das gefällt mir.

Bass, Synthesizer-Orgel, und Schlagzeug sind quasi essenzielle Instrumente in eurer Musik. Ihr experimentiert auch gerne mit anderen Instrumenten wie Banjo oder Querflöte. Welches Instrument war noch nicht dabei und würdest Du gerne mal ausprobieren?

Eine hundertsechzig Saiten umfassende Gitarre angeschlossen an 120 Kubikmeter geschlaufte Verstärker auf maximal Leistung hochgedreht. Die Gitarre würde ich auf eine Schaumstoffmatte legen und auf diese Schaumstoffmatte aus 3 Metern Höhe draufspringen und gucken was passiert.
Dieses Instrument würde mich reizen.

Ihr seid scheinbar große Fans der Band Fenster – wie sieht es mit anderen befreundeten Bands aus? Sind irgendwelche Kollaborationen geplant?

Ja bei Fenster hat sich irgendwie eine große gegenseitige Liebe entwickelt. Das sind ja auch alle ganz fantastische Leute. Wir versuchen da seit Jahren was zusammen zu machen aber es ist bis jetzt zeitlich immer gescheitert. Ansonsten sind wir bis jetzt eher die Einzelgänger. Wir hatten immer wieder Ideen was mit Freunden zu machen, haben es aber nie hingekriegt bis jetzt. Mal gucken.

Testspiel präsentiert die anstehende Tour:

Klaus Johann Grobe Termine

25.10.18 CH – Zürich, Helsinki (Zusatzkonzert)
27.10.18 CH – Zürich, Helsinki (ausverkauft)
16.11.18 DE – Leipzig, TransCentury Update
17.11.18 DE – Berlin, Puschenfest
19.11.18 DE – Hamburg, Hafenklang
20.11.18 NL – Amsterdam, Cinetol
21.11.18 DE – Köln, Gebäude 9
23.11.18 FR – Paris, Escpace B
24.11.18 UK – London, Shacklewell Arms
25.11.18 FR – Lille, La Malterie

Helen
Helen
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