StartKritikenJosé Gonzaléz - Vestiges & Claws (Kritik)

José Gonzaléz – Vestiges & Claws (Kritik)

Nach nunmher acht Jahren wieder ein Soloalbum von José Gonzaléz. Wir haben es uns genauer angeschaut.

1978 – 2014

José Gonzaléz kam 1978, als Sohn argentinischer Einwanderer, im schwedischen Göteborg zur Welt.
Bereits im kindlichen Alter bekam er eine Gitarre geschenkt, die er geradezu obssesiv bespielte. Inspiriert wurde er zunächst von der Musik seiner Eltern, die ein Fable für Latin Jazz und die Beatles hatten, nur um im Teenager Alter dann dem Hardcore und Punk zu verfallen. Nachdem er in mehreren Bands gespielt hatte, fand er wieder zu seinen Anfängen zurück und widmete sich dem Gitarrenspiel. Zu diesem Zeitpunkt hörte er Joy Division und die ebenfalls aus Göteborg stammenden The Knife.

Es wundert also nicht, dass sich auf seinem Debüt „Veneers“ (2003) ein Cover von „Heartbeats“ von The Knife findet. Die erste Single „Crosses“ wird zum Hit und schafft den Sprung in die schwedischen Charts.
2007 erscheint die zweite Platte „In Our Nature“ international und wird zu einem enormen Erfolg. Mit seinem einzigartigen Stil der kunstvoll gezupften Gitarre und den flüsternden Melodien verschafft er sich eine weltweite Fangemeinde.

In den nächsten Jahren widmet sich Gonzaléz wieder der Band Junip, die er 1998 mit seinem Freund Tobias Winterkorn gründete. Es folgen zwei EPs und umfangreiche Konzerttouren.
2014 steuert man den Soundtrack zu dem Hollywoodfilm „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ bei.

Ein echter José Gonzaléz

2015, ganze acht Jahre später, nun wieder ein Solo-Album: Vestiges & Claws.
Und das ist wieder ein echter José Gonzaléz. Als wäre keine Zeit vergangen reiht sich das Album nahtlos an den Vorgänger.
Doch es gibt auch feine Unterschiede. Wo „In Our Nature“ textlich von den Werken der Evolutionsbiologen Peter Singer und Richard Dawkins inspiriert war, steht in „Vestiges & Claws“ nicht die Natur des Menschen, sondern der Umgang mit der Natur selbst mehr im Vordergrund.
So werden in „The Forest“ regnerische Landschaften und ein alte brüchige Brücke beschrieben. Gonzaléz fragt „Why didn’t I see? The forest’s on fire behind the trees.“ und spielt auf die menschliche Unfähigkeit an, gewissenhaft mit der Natur umzugehen. Dazu ertönt eine hauchartige Flöte, die aber keineswegs Kitsch heraufbeschwört, sondern das Album weiter in den Folk treibt.
In „Leaf Off / The Cave“, dem wohl eingängigsten Song des Albums, wird wie in einem Mantra „Make the light lead you out“ wiederholt. In Verbindung mit den Kastanietten und den rhythmisch vertrackten Zupfmuster der Gitarre, geht das wunderbar ins Ohr und man darf gerne von einer Hymne sprechen.
Den Rest darf man gerne als Easy Listening bezeichnen, aber es ist auch ein hervorragender Soundtrack für Stunden der Ein- und Zweisamkeit.

Man könnte José Gonzaléz vorwerfen, nicht innovativ zu sein. Dass er sich in seinen wohl bekannten Bahnen bewegt und das Risiko scheut.
Natürlich stimmt es, hier erfindet sich niemand neu, aber wenigstens wird hier kein anbiedernder Electropop produziert, nur um dem Markt zu genügen.
Gonzaléz macht das was er am Besten kann und für diese Aufgabe gibt es keinen Besseren.

7/10

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„Vestiges & Claws“ steht ab dem 24.2.2015 im Plattenladen Eures Vertrauens bereit.

Jonathan
Jonathan
Geboren 1988 in Ulm, lebt und arbeitet Jonathan Tyrannosaurus Kunz in Saarbrücken und leitet Kurse an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Er mag traurige Musik aus den Neunzigern und ist der beste Tischtennisspieler, den er kennt.

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