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Album der Woche: The Men – Devil Music (Kritik)

Für einen kurzen Moment schienen The Men die perfekte Rock-Band für die 10er Jahre zu sein: Ironisch-selbstreferentieller Name, Retrosounds en masse und der zwingende Drang, sich permanent neu zu erfinden und damit in bekannter Form das noch nicht ganz so bekannte Versprechen des Internets, sich permanent neu erfinden zu können, umzusetzen. Doch so, wie sich dieser Ansatz auf einer anderen Ebene bei Lady Gaga als wenig praktikabel herausstellte, mussten auch The Men bemerken, dass irgendwann alle Stile abgeklappert und alle Schemata entfaltet sind. In gewisser Weise lässt sich „Devil Music“ nun also als schulterzuckende Akzeptanz dieses Umstandes lesen, ohne dadurch an Dringlichkeit einzubüßen.

The Men wussten eben neben ihrer zeitgemäßen Wandelbarkeit schon immer, wie man eine Show abzieht, egal ob nun Lärm oder Ruhe inszeniert werden sollten. Im Fall von „Devil Music“ ist es nun eher der Krach irgendwo aus der Zeit kurz vor „Open Your Heart“, als die Meinungsmacher sich doch recht sicher waren, es hier mit dem nächsten, großen Ding zu tun zu haben. Und ja, gerade die Stücke, die das aktuelle Album eröffnen, knüpfen unumwunden an die Stärke an, die The Men schon 2012 von all den anderen Rockbands ihrer Kohorte abhob: Die Melodien dem Alternative entwachsener Bands wie den Foo Fighters wieder in einen räudigen Kontext zu übersetzen, der eben auch Stücke wie das zerstört in der Ecke lungernde, als Quasi-Single angenehm deplatziert wirkende „Lion’s Den“ einschließt.

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Doch zuvor gibt es zumindest ein paar Hits, etwa „Crime“, das tatsächlich klingt, als hätte man sich „The Colour And The Shape“ noch mal vorgeknöpft, nur eben dieses Mal mit mehr Dreck und weniger Zeit, oder das in Sachen Sexyness an die Eagles Of Death Metal erinnernde „Dreamer“. Und gerade als man sich damit abgefunden hat, dass der alte Eklektizismus nun vollends entschwunden ist, fahren The Men unerwartete Geschütze auf. Da gibt es das Saxophon, das als Echo der Vorgängerplatte „Tomorrow’s Hits“ durch das sonst recht sortierte „Patterns“ geistert, ebenso wie die Mundharmonika, die in „Hit The Ground“ zwischen Groove und Wahn zerrieben wird.

Viele Songs oszillieren irgendwo zwischen diesen Polen, deuten eingängige Strukturen an, nur um kurz darauf in Richtung Fegefeuer abzubiegen, wo der Rausschmeißer „Fire“ dann auch tatsächlich recht unvermittelt endet. Keine Parade, kein großer Abgesang, einfach ein simples Ende für eine Platte, auf der vieles in er Luft liegt, aber wenig wirklich ausformuliert wird. Gerade durch die Konzentration dieses diffusen Gefühls gelingt es The Men, ihr bislang von Album zu Album entwickeltes Muster auf einer Platte halbwegs greifbar werden zu lassen, ja fast so etwas wie eine Identität zu entwickeln, gerade weil der Geschmack des Untergrunds weiterhin fester Bestandteil ihres Sounds ist. „Devil Music“ ist nun sicher kein erneutes Versprechen und erst recht keine Revolution – doch eine Kapitulation ist das sechste Album der New Yorker eben zum Glück auch nicht geworden.

7,8/10

„Devil Music“ erscheint am 11.11. via We Are The Men auf Platte, CD und digital.

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Sebastian
Sebastian
Aus Saarbrücken, in Münster, immer auf Testspiel, manchmal auch hier: http://mordopolus.tumblr.com/

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