StartMusik50 Jahre "Gris-Gris" (Podcast)

50 Jahre „Gris-Gris“ (Podcast)

Es gibt so einige, ganz fruchtbare Zentren der Musikgeschichte, in denen immer wieder aufs Neue wahre Sound-Perlen entstanden sind. Lange Zeit war vor allem für den Jazz und die Brass-Szene New Orleans in Louisiana ein solches Pflaster. Die Swamp-City bildete stets einen liberalen Anker im doch sehr konservativen Süden der USA – und daran hatte die lebendige Musikszene erheblichen Anteil. Was heißt hier hatte? Hat! Aber nun schauen wir dennoch in die Vergangenheit, hüpfen wieder 50 Jahre nach hinten, landen im Jahr 1968 und blicken nach New Orleans.

Am 22. Januar 1968 hat der Multiinstrumentalist Dr. John sein Debutalbum veröffentlicht und es „Gris-Gris“ getauft. Gris Gris ist der Name für ein Voodooamulett, das seinen Träger vor bösen Geistern und Unheil schützen soll. Damit tauchen wir auch schon ein in die Welt des Aberglaubens, der Rituale und magisch bis quacksalbernd anmutenden Musikwelt New Orleans. Denn tatsächlich sind Voodoo, Schamanismus und der Glaube an alte Geister bestimmende Merkmale in einem großen Teil der Musik – auch bei Dr. John. „Gris-Gris“ kombiniert den klassischen R“™n“™B-Sound mit jazzigen Anteilen, wobei eine Unmenge psychedelischer Staub drüber gestreut wurde. Nicht ganz unschuldig ist daran auch der Produktionsort. Nicht in New Orleans selbst, sondern im Exil in Los Angeles ist Dr. John zu seinen ersten komplett eigenen musikalischen Ritualen gelangt und hat einiges vom dort herrschenden Psychedelic Circus aufgesaugt. Kombiniert mit dem klassischen Gumbo-Sound seiner Heimatstadt entsteht 1968 ein Album, das viel mehr nach Session und ekstatischem Ritual als nach Studioaufnahme klingt und gerade dadurch nichts an seiner Frische verloren hat.

„Gris-Gris“ ist das Produkt eines weißen Mannes, der zwischen den New Orleans ‚Indians‘ aufgewachsen ist und sein Leben von Anfang an der Musik gewidmet hat – dieser Mann hat die Wurzeln der Stadt in sich aufgesogen und in seine eigene Vorstellung von ‚Boogaloo-Shit‘ verwandelt – nur Erfolg hatte er zu seiner Zeit damit nicht wirklich. Wir blicken zurück nach New Orleans und fragen, was uns dieses Album über Voodoo-Zauber, den Freak Folk der 00er Jahre sowie den Status von Psychedelic verraten kann. (Till)

P.S.: Till macht für den Radiosender Byte.FM am 31. Januar eine Sendung über den Gumbo New Orleans, über den Sound von Sumpf und Hexenwerk. Mit dabei sicherlich auch dieser Dr. John.

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Sebastian
Sebastian
Aus Saarbrücken, in Münster, immer auf Testspiel, manchmal auch hier: http://mordopolus.tumblr.com/

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