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Musikvideo der Woche #26: Jamie xx – Gosh

Als Jonathan vergangene Woche an dieser Stelle Kanye Wests „Famous“ zum Musikvideo der Woche kürte, nutzte er bezüglich seiner Entscheidung ein äußerst passendes Wort: „unumgänglich“. Tatsächlich regen sich noch immer unterschiedlichste, aufgeregte Stimmen zu diesem Clip, der vielleicht nicht der Beste, doch scheinbar bei aller kalkulierten Provokation, die man leicht unterstellen könnte, einer der Diskutabelsten des Jahres ist. Die offenherzigste Attacke feuerte in der vergangenen Woche wohl Pop-Feministin Lena Dunham ab, die den Clip in einem emotionalen Facebookpost als „sickening“ und „disturbing“ kategorisierte. Wir sind gespannt, in welche Richtungen sich die Debatte um West, Größenwahn und Sexismus noch entwickelt; wer derweil schnellen Nachschub in Sachen Aufreger braucht, möge sich bei unserem aktuellen Musikvideo der Woche bedienen:

Jamie xx – Gosh (Regie: Romain Gavras)

Romain Gavras steht eigentlich ja wie kein zweiter Videoclip-Regisseur für Provokation: Seine Visualisierung von Justices „Stress“ galt als Verherrlichung verrohter Jugendbanden, die von M.I.A.s „Born Free“ als vermessene, konfuse Faschismusparabel. Und dennoch, obwohl die Alarmglocken läuten müssten und genügend Trigger vorhanden sind, blickt man eher erstaunt auf seine neueste Arbeit, das zweite Video zu Jamie xxs großartigem „Gosh“. Tastete der erste Versuch noch zaghaft die Oberfläche des Mars ab, geht Gavras in die Vollen: China, Eifelturm, Albinos, Führerkult, durchgestylt gemixt wie eh und je. Bitte haten Sie jetzt!

Doch wie gesagt, echauffieren wollte sich keiner so recht, und sei es nur, weil Gavras seine Reizthemen hier verschlungener platziert als gewohnt. Ungebrochen ist hingegen sein Gespür für Ästhetik, das er mit einer Massenszene (400 Statisten!) frei von CGI-Szenen im chinesischen Tianducheng ebenso eindrucksvoll unter Beweis stellt wie mit der Darstellung von Menschen, die er inszeniert, als seien sie frisch aus dem 3-D-Drucker geschlüpft. So gelingt es ihm, scheinbar beiläufig die freien Flächen des Tracks mit allerlei Anspielungen auf Fortschritt allgemein, den Glauben an die Macht einer entschiedenen Führung und die gespenstische Vieldeutigkeit unserer Zeit zu bestücken. Na gut, vielleicht ist das Video auch einfach nicht diskutabel – aber sicher eines der Besten des Jahres!

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Sebastian
Sebastian
Aus Saarbrücken, in Münster, immer auf Testspiel, manchmal auch hier: http://mordopolus.tumblr.com/

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