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„Prost, ihr Säcke!“ – The Dirty Nil im Interview + Albumstream

The Dirty Nil, Credit: Vanessa Heins

Am 14. September erscheint „Master Volume“ das zweite Studioalbum des Rock’n’Roll-Trios The Dirty Nil aus Ontario, Kanada. Helen von Daacke hat sich vor dem letzten Auftritt ihrer Tour im Molotow inklusive Moshpits, Stage Dives und einer Show in feinster Rock’n’Roll-Manier mit Sänger Luke Bentham, Bassist Ross Miller und Schlagzeuger Kyle Fisher zum Interview zusammengesetzt und sich über Grabsteininschriften und Support für The Who unterhalten.

Für den Anfang: Stimmt es, dass ihr mit 13 eine Band hattet, die sich Twisted Minds nannte?
Luke: Ja! Hatte ich! So mit 12, 13.
Kyle: Wow, tiefe Recherche!
Luke: Ich habe immer noch ein T-Shirt. Es ist so groß wie ein Bettlaken, weil das damals der Style war. Wir waren eine Nirvana-Coverband, aber nachdem wir drei Lieder gespielt hatten, haben wir uns aufgelöst.
Ross: Luke hat immer viel Gutes von der Band erzählt aber worauf ich am neidischten war, war das T-Shirt. Und den Namen.

Wie habt ihr eure Instrumente gelernt?
Luke: Ich hatte seit ich 12 war on und off Unterricht bei einem Typen namens Mike Trebilcock, was ein urkomischer Name ist für einen Gitarrenspieler, der Anfang der 90er in der Band The Killjoys spielte, die später einigen Erfolg hatten. Er zeigte mir unterschiedlichste Gitarrenmusik und war ein cooler Lehrer, weil er mir alles beibrachte, was ich lernen wollte auch Limp Bizkit. Wir sind immer noch befreundet. Für mich und Kyle ist es so, dass wir das Spielen zusammen gelernt haben.
Kyle: Als ich in der 5. Klasse war, bin ich auf dem Schlagzeug eines Freundes bewusstlos geworden. Das war 2001 vor 17 Jahren…
Ross: Du spielst seit 17 Jahren Schlagzeug?
Kyle: Ich gucke zumindest seit 17 Jahren Schlagzeug-Videos! Naja, also ich fand das ziemlich cool und habe dann als ich 13 war Unterricht genommen und angefangen mit Luke zu spielen.
Ross: Ich habe es nie gelernt… Ich hoffe, immer noch eines Tages den Bass in die Hand zu nehmen und es plötzlich zu können. Nein, im Ernst, ich mag es einfach mit Leuten zusammen zu spielen, weil ich dabei immer was Neues lerne. So wie die Hochzeit von The Dirty Nil – es ist eine glückliche, harmonische Erfahrung.
Kyle: Dude!

Ich habe euch letztes Jahr auf dem Hurricane Festival gesehen. Da hattet ihr coole Outfits an. Luke, Du trägst zum Beispiel gerne Hemden mit Sternen drauf. Sind euch die Outfits, die ihr auf der Bühne tragt, wichtig?
Luke: Auf jeden Fall! Alles was ich auf der Bühne trage, resultiert daraus, dass wir alle die Rock’n’Roll-Mythologie aufgesogen haben seit wir 12 waren. Meine Outfits sind eine Erweiterung meiner Kreativität. Es ist witzig zu sehen wie ich meine Mutter mit meinen Klamotten enttäuschen kann. Nein, das war ein Spaß, sie liebt meine Metal-Shirts.
Kyle: Ich meine, du musst einfach geil aussehen! Das ist mein Motto: Wenn Du nicht geil aussiehst, rockst Du nicht.
Ross: Alles, was wir machen ist ziemlich extrem. Es würde sich komisch anfühlen mit dem Outfit auf die Bühne zu gehen, das ich davor anhatte. Ein Bühnen-Outfit bringt mich in die richtige Stimmung. Wir mögen alle unterschiedliche Musik, haben unterschiedliche Idole. Aber The Dirty Nil ist für jeden und deswegen müssen wir in keine Form passen.

Auf dem Hurricane habt ihr am Sonntagmittag gespielt, heute spielt ihr Freitagnacht. Wo und wann spielt ihr lieber: auf einem Festival oder Club, am Tag oder nachts?
Kyle: Ich liebe es nachts im Club zu spielen, weil alle am locker sind – geschuldet dem Alkohol – und am meisten Energie haben. Publikum am Tag ist etwas steifer vor allem nach einem Festival-Wochenende voller Alkohol, Sonne oder Regen. Wenn das Publikum im Club vor dir steht, sieht es dich besser und das schafft eine bessere Verbindung.
Luke: Ich mag beides. Im Club zu spielen, gefällt mir, weil wir so angefangen haben und ich die Leute immer noch ein wenig mehr begeistern kann, wenn sie uns so nah sind. Mittlerweile gefällt mir die Herausforderung auf einem Outdoor-Festival zu spielen allerdings auch. Früher fühlte es sich noch isolierter an, doch jetzt spiele ich gerne vor vielen Menschen am besten in der Sonne. Und das Catering ist dort meistens sehr gut.

Ihr habt euch die Bühne mit einigen großen Namen geteilt, aber wie war es Support für The Who zu spielen?
Ross: Es war Wahnsinn! Und wenn wir von Catering sprechen – so gut! Das Beste. Und es war Lukes Geburtstag und sie hatten Kuchen.
Luke: Pete Townshend kam am Ende zu uns und meinte: „Wir lieben euch, aber versucht uns das nächste Mal nicht von der Bühne zu blasen.“ Es war ein großartiger, magischer Tag. Vor allem, weil The Who für Kyle und mich eine der wichtigsten Bands war, als wir groß geworden sind.
Kyle: Es ist etwas, was Du dir in deinen wildesten Träumen nicht ausmalen würdest. Ich glaube, es hat mich bis heute auch noch nicht ganz erreicht.

Euer erstes Album „Higher Power“ ist wie ein Abdruck eurer Live-Shows. War das der gleiche Anspruch bei eurem neuen Album „Master Volume“?
Ross: Nein. Wir wollten alles ein bisschen verbessern, damit es voller klingt. Wir haben viel geprobt und wenn wir die Lieder live spielen, klingen sie wie auf der Platte. Wegen dieses Albums ist die Band stärker denn je und unsere Live-Shows sind noch besser.
Kyle: Also wäre die richtige Antwort: Ja, aber besser.
Luke: Wir haben viel vom Touren mit „Higher Power“ gelernt und sind dieses Mal mit einer anderen Denkweise an das neue Album gegangen. Man kommt nicht umhin zu bemerken, dass die genauere Synchronisierung der Instrumente mit der Bandbreite der Tempos anzupassen einen gewaltigen Effekt auf das neue Album hat. Wir sind immer aufgeregter je näher der Termin rückt, wenn das Album rauskommt, weil es fucking awesome ist!

Auf dem neuen Album ist das Lied „Auf Wiedersehen“ – ist das ein Hinweis auf die Band Cheap Trick?
Luke: Es ist witzig, weil ich gar nicht wusste, dass sie ein Lied haben das „Auf Wiedersehen“ heißt, als ich den Song so genannt habe. Ich hatte gerade erst die genaue Übersetzung „see you again“ gelernt und es hat gut zu dem Song gepasst, an dem ich gearbeitet habe.

Kann irgendeiner von euch Deutsch?
Kyle: Ich kenne lustige Wörter wie Warmduscher. Schweinehunde.
Ross: Ich kann lecker, lecker.
Kyle: Ich habe herausgefunden, dass where wo und who wer heißt. Das ist merkwürdig.
Ross: Es ist so schön in Deutschland zu sein, ich wünschte, ich könnte mehr sagen. Eines Tages!
Luke: Prost, ihr Säcke!

Hat das Lied „Please, Please Me“ einen Bezug zu den Beatles?
Luke: Ja, wir mögen es Dinge zu ruinieren, die heilig sind. Das ist das Lustige an Rockmusik – man kann dogmatische Menschen beleidigen, weil es keine Regeln gibt. Es ist einfach eine freche, scherzhafte Art zu sagen „Wir sind besser als die Beatles“.
Ross: Davor hieß es „Yellow Submarine“, aber wir wollten Ringo nicht zu sehr verarschen.
Luke: Ringo hatte genug.
Ross: Lasst Ringo den Song.

Die Songs „That’s What Heaven Feels Like“ und „Bathed In Light“ beschreiben wie Du, Luke, in Autounfällen stirbst. Wenn wir beim Thema Tod bleiben – wie würden eure Grabsteininschriften lauten?
Kyle: Auf meinem wird stehen: Er war ein Mann, der Mayonnaise mochte.
Luke: Ich hätte gerne im Park in der Nähe, von wo wir leben, eine Bank, auf der stehen soll: Diese Bank ist in Erinnerung an Luke Bentham, der diesen Park und jeden darin hasste.
Ross: Big Fresh No More. Nein, es wird lecker, lecker. Oder: Warum hat Kyle mich nicht mehr wertgeschätzt?

Da ihr immer noch quicklebendig seid und eure Auftritte in Deutschland so rar sind – wann kommt ihr wieder?
Luke: Im September! Weil ihr von Anfang an große Unterstützer ward und wir es hier lieben. Prost, ihr Säcke! [Anm. d. Red.: The Dirty Nil spielen am 21.+22.09. auf dem Reeperbahn Festival.]

The Dirty Nil – „Master Volume“ (Albumstream)

The Dirty Nil haben ihr kommendes Album „Master Volume“ in voller Länge zur Verfügung gestellt. Offiziell erscheint der fantastische Nachfolger ihres Debüts erst am Freitag.

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Helen
Helen
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