StartKritikenOlli Schulz - Feelings Aus Der Asche (Kritik)

Olli Schulz – Feelings Aus Der Asche (Kritik)

„Boah, Feelings aus der Asche! Wortwitz, ne? Bestimmt zum Schießen, diese neue CD von diesem Fernsehkasper!“ Das wird sich vielleicht der ein oder andere gedacht haben, der Olli Schulz erst seit seinem Engagement bei den beiden Scherzkeksen Joko und Klaas kennt. Tatsächlich steckt im Titel eine wichtige Information über „Feelings aus der Asche“: diese ist allerdings nicht dass es Pointen regnet, sondern dass es hier um Gefühle geht, bzw. um die Neuentdeckung der Gefühle in Zeiten allgegenwärtiger Ironie.

Ein erstes Anzeichen für diese Ausrichtung war bereits die Auszeit, die Schulz sich von Circus Halligalli genommen hat. Der Ton auf „Feelings aus der Asche“ ist fast durchgehend ernst, auch wenn öfter mal ein Augenzwinkern zu erkennen ist. Anders geht es vermutlich auch nicht, wenn man mit einer solchen Vorgabe nicht in poiselschem Pathos absaufen möchte. Schulz navigiert seine Lieder meist gekonnt aus dieser Falle heraus, stattet sie ein ums andere Mal mit leichter Melancholie oder sanfter Beschwingtheit („Dschungel“ geht in diesem Feld daneben, im Gegenzug überzeugt „Passt schon“ als besserer Fanta-4-Track) aus um für Abwechslungsreichtum zu sorgen. Ein wenig zu maßgeschneidert ist lediglich der Opener „So Muss Es Beginnen“ in seiner zwanghaften Aufbruchsstimmung.

Mit „Phase“ folgt dann aber gleich eines der stärksten Stücke des Albums, das eigentlich immer dann am besten ist, wenn es um Zwischenmenschliches geht. „Mann im Regen“ verbreitet Herbstdepressionen und das zweifelnde „Kinder der Sonne“ entgeht elegant jenem Pathos, das Schulz im Interview mit Jan Böhmermann fürchtete. Das zentrale Stück des Albums ist mit Ansage „Als Musik noch richtig groß war“, das stark autobiographisch gefärbt ist und viel darüber verrät, wie Olli Schulz als Musiker zu verstehen ist. Statt Kulturpessismus oder langwierigen Namedroppings geht es hier sehr persönlich zu, Kindheitserinnerungen werden vorgetragen, die erste Liebe reflektiert und über das Leben als Vater gesprochen. So ist es auch mit Schulz als Musiker: es geht nicht um die Technik, den extrem ausgebufften Reim oder darum, irgendwas neu zu erfinden. Es geht darum etwas Eigenes, Persönliches zu erschaffen und eine Beziehung zum Hörer aufzubauen. Dieses Unterfangen ist mit „Feelings aus der Asche“ erneut geglückt.

„Feelings Aus Der Asche“ erscheint am Freitag, den 9. Januar via Trocadero/Indigo. Ein wundervoller Auftritt bei ZDF Neo gibt einen ersten Vorgschmack auf die Klangfarbe des Albums:

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Sebastian
Sebastian
Aus Saarbrücken, in Münster, immer auf Testspiel, manchmal auch hier: http://mordopolus.tumblr.com/

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