Mit „Man Of The Year“ veröffentlicht Lorde die zweite Single ihres kommenden Albums Virgin. Der Song ist ein intimes, melancholisches Porträt über das Ende einer Beziehung – und zugleich eine persönliche Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentität und öffentlicher Wahrnehmung. Begleitet wird er von einem aufsehenerregenden Video, das nicht nur visuell reduziert, sondern auch inhaltlich sehr mutig ist.
Ein leerer Raum, ein nackter Körper, eine klare Botschaft
Das Musikvideo, inszeniert von der neuseeländischen Künstlerin Angel, spielt vollständig in einem einzigen, weißen, sterilen Raum. Lorde steht im Mittelpunkt – wortwörtlich und bildlich. Gekleidet ist sie nur in silbernes Duct-Tape, das ihre Brust bedeckt, sonst trägt sie nur eine Jeans. Diese bewusste Inszenierung ist kein Akt der Provokation, sondern ein Statement: verletzlich, roh, kompromisslos ehrlich.
Die Kamera bleibt meist statisch, gelegentlich gibt es langsame Zooms oder Perspektivwechsel. Licht und Schatten strukturieren den Raum – mal kalt, mal weich, manchmal fast grell. Es gibt keine Schnitte zu anderen Orten, keine aufwendige Choreografie. Der Fokus liegt auf Lorde selbst: auf ihrem Blick, ihrer Körpersprache, ihrer Präsenz. Manchmal tanzt sie, manchmal steht sie einfach nur da, schaut direkt in die Kamera – herausfordernd, nachdenklich, bei sich selbst.
Ein Song über Geschlecht, Macht und Selbstbild
Lorde schrieb den Song, nachdem sie sich intensiver mit ihrer Geschlechtsidentität auseinandergesetzt hatte. In einem Statement erklärte sie, dass sie sich „geschlechtlich in der Mitte“ fühle. Die Verwendung des ironischen Titels „Man Of The Year“ spielt auf die Art und Weise an, wie Ruhm und Macht oft mit Männlichkeit assoziiert werden – und wie sich das für eine weiblich gelesene Person in der Öffentlichkeit anfühlt.
In der Presse bezeichnete sie das Video als das mutigste, das sie je gemacht habe – und es wirkt tatsächlich wie ein künstlerischer Befreiungsschlag. Der Verzicht auf Styling, Kulisse, Effekte oder andere Figuren ist konsequent: Es geht allein um sie, um den Körper, die Stimme, das Selbstbild. Die Nacktheit ist dabei keine Sexualisierung, sondern eine Entkleidung im übertragenen Sinn.
Fazit
„Man Of The Year“ ist kein einfacher Popsong – es ist ein Statement. Lorde präsentiert sich im Video wortwörtlich schutzlos, aber voller Kontrolle über die eigene Darstellung. Das Ergebnis ist ein ebenso stilles wie starkes Stück Popkunst, das zeigt, wie viel Ausdruckskraft in Reduktion liegen kann.
„Virgin“ erscheint am 27. Juni. Das Video zu „Man Of The Year“ ist jetzt auf YouTube zu sehen.