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„Auf die Männer, die wir lieben und die Penner, die wir kriegen“ – K.I.Z. zum Weltfrauentag in der Max Schmeling-Halle in Berlin

Bei hunderten, nein tausenden Frauen und Mädchen in Berlin hat das alljährliche K.I.Z.-Konzert zum Frauentag schon Tradition. Auch in diesem Jahr waren die Tickets innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, das Konzert musste in die Max Schmeling Halle hochverlegt werden. Und das, obwohl ausdrücklich zu diesem Konzert nur Frauen erwünscht sind! Nein, auch verkleidete Männer haben keine Chance – ausschließlich Damen dürfen dieses Konzert besuchen. Ich bin froh, dass ich zufällig eine bin, diesen Abend hätte ich mir nämlich ungern entgehen lassen.

Was mir in der Menge direkt positiv auffällt: Ich kann was sehen! Und zwar auch in der fünften, zehnten oder zwanzigsten Reihe, denn es gibt heute endlich mal keine 2 Meter-Schränke, die sich vor mir aufbauen. Deshalb bekomme ich auch den Support von Laing gut mit, die in ihrem kurzen Set ihre Hits wie „Immer müde“ und „Du bist Dir nicht sicher“ unterbringen – sehr zur Freude der über 7.000 anwesenden Mädchen und Frauen. Der männliche Drummer muss (wie alle der wenigen anwesenden Männer) als Frau auftreten und macht dabei eine erstaunlich ansprechende Figur. Als zweiter Support ist dann noch Nura mit am Start, bis es endlich mit den Headlinern dieses Abends losgeht: K.I.Z.

Es war vorher schon klar, dass sich die drei wieder etwas ganz Besonderes einfallen lassen werden. Eine geschmückte Kutsche steht bereit und Tarek, Niko und Maxim erscheinen im Brautkleid. Stylistisch hat da jemand ganze Arbeit geleistet: perfektes Make-Up, authentische Brüste und exquisiter Schmuck runden das Bild ab. Als sie dann anfangen zu rappen, ist das ein Moment, der sich definitiv längerfristig im Gehirn abspeichert.
Sie haben es nicht leicht, die drei, das merkt man. Hochzeitskleider sehen zwar wunderschön aus, sind aber schon für Frauen wahrscheinlich nicht leicht zu tragen. So kommt auch bald die erste Beschwerde, wie unbequem diese Kleider sind und was man eigentlich macht, wenn man mal auf’s Klo muss. Die Antwort der Frauen und Mädchen ist da eindeutig: „Ausziehen, ausziehen!“ schallt es durch die Halle.
Dass die drei dieser Aufforderung nicht nachkommen, ist logisch, schließlich sind sie, zumindest heute, Frauen und stehen auf der Bühne, um das Patriarchat zu bekämpfen.

Heute sind wir alle Schwestern und K.I.Z. haben kein Problem damit, die Frauenversteher zu geben und gemeinsam mit uns auf die Männer zu schimpfen. Sogar „Survivor“ von Destiny’s Child wird exra für den heutigen Abend abgeändert und performt. Natürlich werden auch die kontroversen Songs nicht ausgelassen und so muss wohl zwangsläufig der imposante, aber auch leicht verstörende Moment kommen, in dem mehrere tausend Frauen „Adolf Hitler“ brüllen. Das aber in einer Lautstärke, die durchaus mit Konzerten mit Männlichkeitsanteil mithalten kann.

Und falls irgendjemand immer noch denkt, dass Moshpits Männersache sind, weil es dort so hart zugeht: Nichts da. Die Moshpits an diesem heutigen Abend sind größer und härter als viele, die ich in den letzten Monaten erleben durfte. Daran ändern auch die von der Decken fliegenden Ballonherzchen nichts – ganz im Gegenteil. Die lassen sich richtig schön zerstören und sorgen für den passenden Partylärm.

Nach ca. 1 ½ Stunden tun mir die Jungs irgendwann Leid. So lange in einem Hochzeitskleid aufzutreten, ist schon eine krasse Herausforderung und ich bin gerührt, dass sie sich für uns Frauen opfern. Dass eine Zugabe verlangt wird, ist aber trotzdem unumgänglich und sorgt nochmal für Stimmung: Laing und Nura kommen erneut auf die Bühne um mit den Jungs ihre ganz eigene Version von „Lady Marmalade“ abzuliefern.

Wer am Ende den Brautstrauß fängt, ist nicht überliefert. Dass „Hurra, die Welt geht unter“ als bisher bekanntester K.I.Z.-Song den Abend mit tausenden mitsingenden Frauen ausklingen lässt, hat aber zumindest in Berlin schon die Runde gemacht. „Legendär“ ist wohl das Wort, das einem zu dieser Konzertreihe einfällt.

K.I.Z. – NUR FÜR FRAUEN! 2019 – official Aftermovie

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Nora
Nora
Aus Braunschweig, seit 14 Jahren in Berlin. Am Ende immer wieder bei Musik gelandet.

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