StartMusik50 Jahre "Pet Sounds" von The Beach Boys

50 Jahre „Pet Sounds“ von The Beach Boys

Ende 1964 sitzt Brian Wilson im Flugzeug zwischen Los Angeles und Houston und erleidet eine Panikattacke. Von nun an war sein inneres Leiden für alle sichtbar geworden und er musste in den nächsten Monaten etliche Konzerte mit seiner Gruppe The Beach Boys absagen.
Er verkrümelte sich mit Platten der Beatles, um deren Formel für gelungene Popmusik zu entschlüsseln, hatte er doch zuvor breitspurig angekündigt, dass er der beste Songwriter der Welt sei und nicht die Pilzköpfe aus Liverpool.

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Als der Rest der Band schließlich von einer Japan Tour zurück kehrte, überraschte sie Wilson mit einer Reihe an Songideen, die das Grundgerüst des legendären Albums „Pet Sounds“ sein sollten. Sie waren deutlich persönlicher und thematisierten Sehnsüchte, Ängste und Bewusstseinszustände. Vor allem letzteres möchte man mit Wilsons ausgiebigen Konsum psychedelischer Drogen in Verbindung bringen, was aber sicherlich fahrlässig wäre und dem Genius dieses Ausnahmemusikers gegenüber nicht gerecht wäre. Denn gerade die textliche Klarheit macht, neben den eingängigen Melodiestrukturen, einen großen Reiz der Songs aus und spricht gegen eine benebelte Weltsicht.

Nachdem die Gruppe die Songs begutachtet hatte, begannen sofort die Aufnahmen bei denen die Boys Unterstützung von The Wrecking Crew bekamen, einer Gruppe an erfahrenen Studiomusikern, die an den Arrangements und Instrumentierungen feilten. Unter ihrem Einfluss wurden die Songs gefälliger und gingen noch besser ins Ohr.
Hier findet sich eine der großen Stärken der Pet Sounds. Man mag sie stellenweise, bei heutiger Betrachtung, als schmalzig empfinden, doch ihre Melodien sind bestechend eingängig, was durch die Texte Wilsons noch untermauert wird. Mit einem gewissen Hang zum Dramatischen dichtet er in „God Only Knows“, sowohl geist- als auch gefühlvoll:
I may not always love you, But long as there are stars above you, You never need to doubt it,
I’ll make you so sure about it, God only knows what I’d be without you.

https://www.youtube.com/watch?v=AOMyS78o5YI

Besonders „God Only Knows“ sorgte für Spannungen mit dem Label Capitol Records, das dem Album zunächst skeptisch gegenüber stand. Hatte man doch solange an dem strandigen Boygroup Image der Gruppe gefeilt, wollte man es nicht zugunsten ein paar Liebesliedern aufs Spiel setzen. „God Only Knows“ wollte man deshalb auch nicht als Single auskoppeln, obwohl dies der ausdrückliche Wunsch der Band war. Also tat die sich auf eigene Faust mit ihrem weltweiten Distributor EMI zusammen und veröffentlichte den Track in Großbritannien, wo er die Charts stürmte und sich Rang 2 sichern konnte.

Ebenfalls ärgerlich war es für Wilson, das Capitol das Album veröffentlichen wollte, noch bevor der Song „Good Vibrations“ abgeschlossen war, den er so gerne auf dem Langspieler gesehen hätte.
Dass „Pet Sounds“ bereits nach wenigen Tagen, nach der Veröffentlichung am 16. Mai 1966, enorme kommerzielle Erfolge verbuchen konnte, gab den Boys wieder gewisse Freiheiten und untermauerte deren künstlerische Integrität. Trotzdem musste man sich bei den Verhandlungen um die Auskopplungen geschlagen geben und so wurden in den USA einzig „Wouldn’t It Be Nice“ und „Sloop John B.“ veröffentlicht, die aus heutiger Sicht nicht unbedingt zu den stärksten Tracks des Albums zählen. Da sind Songs wie „You Still Believe In Me“ oder „I Know There’s An Answer“ dieser ohnehin schon legendären Platte ein Quantum besser. Zumindest aus musikalischer Sicht. Denn kommerziell betrachtet, ging die Strategie von Capitol auf und man feierte gigantische, weltweite Erfolge.

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Dass „Pet Sounds“ auch nachhaltig zu den wichtigsten Alben der Rock- und Popgeschichte gehört muss man aber dem musikalischen Genie Brian Wilson zuschreiben, der trotz regelmäßiger Abwesenheit aufgrund seiner schizoaffektiven Erkrankung, die Lichtgestalt der Beach Boys war.
Er hat es geschafft mit „Pet Sounds“ ein Album zu schreiben, das als eines der besten aller Zeiten gilt. Bestätigt wird dies durch die Wahl zum besten Album des Jahrhunderts durch Mojo in Kooperation mit der Sunday Times (1996), durch spex (1999) und die Grammy-Vergabe (1999), die aber daran scheiterte, dass die Band den Preis nicht annahm, weil sie sich durch die späte Verleihung nicht genug gewürdigt sah.

Eine ausreichende Anerkennung sollte aber Paul McCartney gelungen sein mit dessen Worten wir abschließen möchten und nichts weiter hinzuzufügen haben:

[Pet Sounds] blew me out of the water. First of all, it was Brian’s writing. I love the album so much. I’ve just bought my kids each a copy of it for their education in life -I figure no one is educated musically ‚til they’ve heard that album.

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