StartAlbum der WocheFlatbush Zombies - 3001: A Laced Odyssey (Kritik)

Flatbush Zombies – 3001: A Laced Odyssey (Kritik)

In der Regel ist es kein gutes Zeichen, wenn man bei einem Intro schon keine Lust mehr hat, sich das zugehörige Album anzuhören. Ich habe mich im Fall von „The Odyssey“, dem Opener des offiziellen Flatbush Zombies Debüts, dabei ertappt, wie ich bereits nach den ersten Tönen das gesamte Album aufgeben wollte. Über ein zunehmend dramatischer werdendes Instrumental stellt da ein seriöser Sprecher die Mitglieder der Crew vor, anschließend tritt die Musik ein wenig zu sehr auf der Stelle, zwei Minuten lang, und die Blase, die durch dieses Hinauszögern immer weiter aufgebläht wird, droht, sich gemeinsam mit meinem Geduldsfaden in Luft aufzulösen.

Es handelt sich bei „3001: A Laced Odyssey“ schließlich um eine Platte, auf die man ohnehin schon ziemlich lange wartet. Mixtapes kamen, Kollaborationen gingen, aber ein richtiges Album, das gab es von den New Yorkern nie zu hören. So als hätten sie Angst gehabt, ihren guten Ruf zu zerstören, wenn sie etwas Definitives wie ein Album verkacken. So klingt denn auch der Beginn von „The Odyssey“ wie ein Samplen um den heißen Brei, bis sich die drei Rapper erbarmen und ihre Parts darlegen. Und ehe man sich versieht, hat man sich innerhalb dicker Nebelschwaden verloren.

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Ob es an der langen Entwicklungszeit gelegen hat oder nicht, es gelingt den Flatbush Zombies auf ihrem Debüt sehr pointiert ihre Stärken zu inszenieren. Eine besonders gute Figur macht dabei Erick „The Architect“ Elliott in der Doppelrolle als Rapper und Produzent. Die Instrumentals bedienen sich am Zeitgeist (Trap, Cloudrap) ebenso wie an den Klassikern (Boom Bap), häufig mischt Elliott auch eine angezerrte Gitarre oder einen leichten Jazz-Beat bei, Hauptsache, das Ergebnis klingt schön atmosphärisch und zeitlos.

Auf dieser Bühne dürfen die drei Rapper ihr Können ausbreiten, was vor allem den zunehmend schmerzhaft raspelstimmigen Meechy Darko und den leicht aufgedrehten Zombie Juice beeindruckend gut gelingt. Neben sicheren Hits wie „Bounce“ oder „This Is It“ überzeugen gerade die Obskuritäten häufig. „Ascension“ siedelt sich etwa perfekt zwischen Paranoia und Club an, bringt dabei aber vor allem die verkiffte Düsternis des Trios präzise auf den Punkt.

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Ohnehin werden hier wie gewohnt etliche Drogen konsumiert, was nun jedoch auch in fast berührende Songs münden kann. „A Spike Lee Joint“ blickt nostalgisch in eine Vergangenheit zwischen Weed und Eazy-E, was seine musikalische Entsprechung in federleichter Entschleunigung findet. Neben den wunderschönen Streichern im ruhigen „Good Grief“ gehört der anmutigste Moment jedoch der Miniatur „Fly Away“; plötzlich kehrt in dieses drogeninduzierte B-Movie eine Besinnlichkeit ein, die man der Crew bisher nur bedingt zugetraut hätte.

Selbst das große, 13-minütige Finale „Your Favorite Rapsong“ gelingt, ohne in das dehnende Pathos des Openers abzudriften. Wie auf dem gesamten Album zeigen sich die Flatbush Zombies hier als seriöse Wahnsinnige, als Crew, die sich aus etlichen Referenzen eine eigene, kleine Nische gebaut hat, die zunehmend stabiler wird. Damit wird man kein Rap-Superstar, auf lange Sicht könnte sich das Trio jedoch als interessante Option an der Schnittstelle zwischen Maisntream und Underground, Spaß und Bedrohlichkeit sowie alter und neuer Schule positionieren.

8/10

„3001: A Laced Odyssey“ erscheint am 11.03. via Rykodisc auf Platte, CD und digital.

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Sebastian
Sebastian
Aus Saarbrücken, in Münster, immer auf Testspiel, manchmal auch hier: http://mordopolus.tumblr.com/

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