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Affentanz am Freitag – Release & Interview mit Lemur „Die Rache der Tiere“

Lemur (Foto: © Sara Reuter)

Heute ist es soweit: „Die Rache der Tiere“ von Lemur ist erschienen! Das Album schließt die Metamorphose des ehemaligen Herr von Grau Rappers zum römischen Totengeist im Feuchtnasenaffengewand ab und macht Lust auf noch viel mehr von seiner Solo-Arbeit. Mit „Die Rache der Tiere“ liefert der Wahlberliner ein Album, das neben tiefgründigem Inhalt, dicke, bouncige, mitunter derbe Beats liefert, auf denen er seinen Sahneflow so richtig auslebt. Musikalisch variieren die Einflüsse stark. Von Boom Bap („Sterben“) über Drum’n Bass („MMV) bis hin zu irgendwie-wie-Ratatat („Der Aksel“), kann man sich von Lemur beim Hören abholen lassen – Er macht das, wonach ihm die Nase bzw. das Ohr steht. Dabei trifft er die Nägel teils bösartig gekonnt auf den Kopf und macht vor allem eines: richtig Laune beim Hören. Wer Lust auf Wortakrobatik mit echtem Inhalt und stimmungsmachenden Beats hat, für den ist „Die Rache der Tiere“ ein gefundenes Fressen. Und für alle anderen sowieso. Unterstützung hat Lemur dabei u.a. von Marten McFly, Majusbeats und Nazz. Das Album gibt es Online als Vinyl, CD oder Mp3 zu erwerben. Die Tourdaten kleben wir euch ebenfalls unten rein. Aber jetzt erstmal den Stream und das Interview.

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Wir haben mit Lemur über das Solo-Dasein, Montagophobietherapie und Exzesse geplaudert. Naja und natürlich ein bisschen über Musik.

Wer bist du?

Schwere Frage. Ich weiß es nicht. Auf jeden fall mehrere. Aber als Musiker nenn ich mich Lemur.

„Die Rache der Tiere“ fühlt sich an, wie die finale Emanzipation des Lemurs von Herr von Grau. Welche – neuen – Möglichkeiten gibt dir das Dasein als Lemur?

Zunächst einmal bin ich jetzt komplett allein unterwegs, was viele Vorteile bringt. Zum Beispiel auf der Bühne: Ich muss mich mit niemandem ausser mit Jens, meinem Soundmann absprechen, und der ist so relaxed, den schockt es nicht, wenn ich ’nen Song in der Mitte einfach abbreche um irgend eine Geschichte zu erzählen, die mir gerade einfällt oder um seltsames Theater zu spielen. Ich bin nur mir verantwortlich, und das scheint mir und meiner Musik sehr gut zu tun.

Wir werden alle sterben, wir können nur hoffen, dass wenn es dann so weit ist, wirs nicht merken.“

Stating the Obvious, könnte man sagen. Der Tod ist für die meisten Menschen ein ernstes Thema, das eher verdrängt, als angesprochen wird. Du sprichst die Unvermeidlichkeit des Todes in „Sterben“ an und lässt das Ganze von Majus Beats mit einem dann doch eher fröhlichen Beat untermauern, der der Thematik eine gewisse Schwerelosigkeit verleiht. Worauf willst du mit „Sterben“ aufmerksam machen?

Ich habe so gut wie nie die Intention auf irgendetwas aufmerksam machen zu wollen, da das ganz schnell einen Zeigefinger zur Folge hätte, den ich in meinen Texten nicht will. Den hab ich mir abgewöhnt. Ich bin dazu übergegangen, die Musik in erster Linie so zu gestalten, dass sie mich unterhält, und ein wenig Kopfkino auslöst. Wenn Menschen daraus was ziehen können ist das ein schöner Nebeneffekt. Bei dem Song war es wie mit vielen: Ich hatte eine Zeile im Kopf und ’nen guten Beat laufen, und dann war er auf einmal fertig. Da war kein Drang irgendjemanden auf irgendwas hinzuweisen.Bei dem Song hatte ich einfach nur ein bisschen Spaß.

Warum nennt dich Majusbeats auch den „Exzessbenni“?

Weil es stimmt. Wenn ich etwas mache, und es gefällt mir, kenne ich leider keinerlei Grenzen. Das ist zum Beispiel mit dem Musikmachen so, mit Drogen und Sport war es so, mit Kriminalität war es so… Ich lege sehr schnell ein komplett ungesundes Verhalten an den Tag, aber ich arbeite daran. 

Herr von Grau habe ich tatsächlich erst kennengelernt, als ich im Ausland wohnte. Vor 4 Jahren zog ich zum ersten Mal nach Berlin und besuchte ein Konzert von The Real Soul Thing (einer Berliner Funk und Soul Band), weil mein damaliger Mitbewohner dort in die Posaune pustete. Nach der Hälfte der Show spielte die Band „Hard Times“ von Baby Huey & The Baby Sitters in der The Roots Version des Songs. Und auf einmal hüpft da ein Rapper mit Golfmütze auf die Bühne. Schon nach drei Worten dachte ich mir „Haltwaddemastop! Das ist doch die Stimme von Herr von Grau!“ Und tatsächlich: Lemur gab sich die Ehre. Seitdem war ich noch 2-3 Mal auf Konzerten der Band und jedes Mal war Benni aka Lemur mit von der Partie.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit einer Funk und Soul Band?

Mein Freund Majusbeats ist da Schlagzeuger. Der hat mich gefragt, und ich bin da mal zur Probe mitgekommen. Und als sich herausstellte, dass das alles coole Socken und gute Musiker sind, war ich dabei. Ich spiel halt selbst nie mit Band und die Abwechslung find ich geil, vor allem, weil die ja schon sehr groovelastiges Zeug machen.

Inwiefern brauchst du die musikalische Abwechslung bei deiner eigenen Arbeit und glaubst du, dich musikalisch noch selbst zu finden?

Da hab ich mir nie Gedanken drüber gemacht. Ich mach immer die Musik, auf die ich gerade Lust habe, und da ich sau viel verschieden Genres höre, dürfen die glaub ich auch alle mal unterbewusst inspirieren. Eine Konstante scheinen aber bei mir zwei Einflüsse zu sein: Portishead und Jungle/Drum+Bass….. Damals, mitte der Neunziger, hab ich angefangen Drogen zu nehmen, und die ersten Flashs sind ja immer die intensivsten, die hängenbleiben. Und zu der Zeit hab ich so ne Mucke konsumiert. Sowas bleibt dann halt tief im Unterbewusstsein und grabscht mir beim produzieren in die Regler. Das krieg ich glaub ich auch nicht weg. Muss ja auch nicht.

Ich leide an chronischer Montagophobie. Wozu rätst du mir?

Mach meinen gleichnamigen Song an, reck den Mittelfinger unter der Bettdecke hervor und sing mit. Vielleicht bringts was.

Worauf können sich Lemur Fans nach Release von „Die Rache der Tiere“ im laufenden Jahr noch freuen? (Ich persönlich hätte ja Lust auf mehr Käptn Peng & Lemur)

Mitm Käptn ist jetzt nichts klar geplant, aber klar, das könnte sehr fetzen. Auf jeden Fall gibts aber nochn paar Features von mir bei anderen Künstlern, und ein paar Beats mach ich auch noch für befreundete Rapper fertig. Ansonsten hoffe ich, viele Konzerte zu spielen, und nebenbei auf neue Mucke flashen zu können, ohne ein Releasedatum für irgendwas spezifisches im Kopf zu haben. Das kann auch Psy-Volkswalzer sein. Und ein paar Videos will ich drehen. Die Ideen sind da, aber mir fehlt gerade die Zeit.

Tour (Tickets hier):
15.02.17  Rostock „” Helgas Stadtpalast
16.02.17  Hamburg „” Häkken
17.02.17  Hannover „” Faust
18.02.17  Würzburg „” B-Hof
19.02.17  Kassel „” Panoptikum
21.02.17  Bochum „” Bahnhof Langendreer
22.02.17  Wiesbaden „” Schlachthof
23.02.17  Nürnberg „” Club Stereo
24.02.17  Dresden „” Groovestation
26.02.17  Berlin „” Bi Nuu

Roman
Roman
Geboren im Ruhrgebeat und nach 6 Jahren Ausland, hat Roman 2013 Berlin zu seiner Wahlheimat gemacht. Neben der täglichen, leidenschaftlichen Suche nach neuer, guter Musik (fast) aller Genres, ist er Wissenschaftler.

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